Sonntag, 8. September 2013

Neuer Kurzroman: Rasthof des Jahres


Ein Buch mehr, das die Welt nicht braucht? Immerhin sieht er’s ein!
Halbwegs heiter? Und dann noch der Titel! Viel zu dick aufgetragen! Na servus ...


"Rasthof des Jahres"
(halbwegs heiterer Kurzroman)
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Die Idee kam vor zwei Jahren. In einer Autobahnraststätte sitzen die unterschiedlichsten Leute in einem Raum, die sonst nie zusammenkommen würden. Daraus muss man doch was machen können ...

Fahrt nahm es auf, nachdem ich dieses Jahr in der Schweiz und im Breisgau unterwegs war http://wortlaterne.blogspot.de/2013/06/reisebericht-schweiz-liechtenstein.html
Die schwarzhaarige Bardame arbeitet übrigens in Lindau, über den Hubschraubereinsatz an der A5 hatte ich im Reisebericht erzählt, der Putztrupp im dunklen Kellerraum war vor Jahren an einem anderen Rasthof an der A5. 

Und ein "Trucker namens Zombie" kam mir abends im Regensburger Hafen über den Weg.

Die erste Idee war, den Hubschraubereinsatz 7x zu erzählen, aus 7 verschiedenen Perspektiven. Klingt nicht schlecht? Wird aber schwer ...

Also entschloss ich mich, wie zuvor Malcolm Lowry, die Überleitung zum jeweils nächsten Kapitel schon einzubauen. Nach nur 3 Monaten war es fertig geschrieben, überarbeitet, gegengelesen, korrigiert. Und aus „Rasthof des Grauens“ (=Arbeitstitel) wurde der „Rasthof des Jahres“.
Das Cover hab’ ich zur Abwechslung selber gebastelt – so richtig mit ausdrucken, Symbole selber malen (wegen Copyrights), kleben, schnippeln, nächste Lage kleben, einscannen.

Halbwegs heiter? Das hängt vom Standpunkt ab. Wer meint „so isses wirklich!“, findet’s wohl eher ,halbwegs‘ denn ,heiter‘. Wer gerne andere Leute beobachtet, kann sich bestimmt amüsieren ...

Zumindest is es leichter zu lesen als alles Bisherige - und das ist doch mal was! 



Die erste Rezension (4 Sterne) stammt von meinem Namensvetter - den ich aber nicht persönlich kenne. (Sie stammt wirklich nicht von mir - denn mich selbst rezensieren mache ich aus Prinzip nicht).
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Klappe, jetzt: 


Unnötig wie ein Rasthof, wenn man gerade keinen braucht. Halbwegs heiter, ein bisschen nachdenklich, leicht zu lesen - perfekt für öde Stunden im Stau. Ein Buch mehr, das die Welt nicht braucht.

Der Rest klingt nach Alltag in einer x-beliebigen Firma: Schnattertanten halten den Betrieb auf, die Fleißigen verlieren die Lust, und das große Geld wird in der Familie verteilt. Wäre da nicht der Rettungshubschrauber - es würde immer so weitergehen. 


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Erhältlich ist das Büchlein auf amazon: 
http://www.amazon.de/Rasthof-des-Jahres-ebook/dp/B00F1F7QQA/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1378620158&sr=8-1&keywords=rasthof+des+jahres




Leseprobe (Link zu weiter unten): 
http://wortlaterne.blogspot.de/2013/09/leseprobe-rasthof-des-jahres.html







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Samstag, 7. September 2013

Leseprobe "Rasthof des Jahres"

Leseprobe "Rasthof des Jahres"
Halbwegs heiterer Kurzroman

1
Im Kessel mit der Milch zischt und brodelt es, die Schaumkrone ist fertig. Routiniert verziert Natascha damit zwei Tassen Cappuccino, pudert Kakao darauf, platziert Keks und Löffel auf den Untertassen und stellt die Tassen aufs Tablett. „Bitte sehr, lassen Sie sich‘s schmecken!“ Das kann sie schon richtig gut.
Natascha versteht fast alles, und findet immer eine Antwort. Die Standardsätze kommen ihr schon akzentfrei über die Lippen. Wenn sie frei reden muss, kann sie ihren russischen Akzent nicht vermeiden. Doch eines Tages würde ihr deutsch perfekt sein, zumindest arbeitet sie  täglich daran.
„Bitte?“ Der nächste Gast ist dran.
„Einen doppelten Espresso bitte.“
Sie fragt sich, ob sie den Schweiß des Mannes riechen kann, oder sich das nur einbildet. Drückende Hitze hat heute das Land im Griff. Aber mit dem Anblick von Männern in kurzen Hosen und nackten Füßen in Flip-Flops wird sie sich nie anfreunden. Haben deutsche Männer denn gar kein Gefühl für Stil?
Doch sie sagt nur: „Zwei Euro dreißig bitte. Wollen Sie etwas Wasser dazu?“ Schon wechselt sie den lapprigen Geldschein, klopft das Sieb aus und brüht das bestellte Getränk.
Im Chrom der Kaffeemaschine checkt sie ihr Aussehen. Klammern halten ihr schwarzes Haar in Form, das Dienstkleid sitzt, und ihr Make-up hält.
„Bitte sehr, lassen Sie sich‘s schmecken.“
Der Gast freut sich über ihren flotten und perfekten Service.
Kurz wandert ihr Blick durch den Raum. Der Rasthof ist neu, sauber und aufgeräumt. Das Sortiment scheint auf Reisende zugeschnitten, doch manches versteht sie nicht. Das Greifspiel beispielsweise, bei dem ein Greifarm nach kleinen Stofftieren schnappt, und sie noch nie jemanden Geld einwerfen sah. Die Kiste daneben ist voll mit Stofftieren, aber keines davon niedlich oder ansprechend. Darunter ist ein Plüschkissen mit der Aufschrift „I love you“. Wer kauft so etwas in einem Autobahnrasthof? So sauber hier alles ist, so herzlos kommt es ihr jeden Tag vor.
Doch viel Zeit zum denken bleibt ihr nicht, die Nächsten wollen von ihr bedient werden.
„Bitte?“
„Zwei Latte Macchiato, eine Karamell-Latte, zwei Schokomuffin und ein, ähm, was wolltest du nochmal, Erna? Ein Salat-Sandwich?“
„Gemüse-Sandwich Toskana habb iich, oder Tomate-Mozzarella-Sandwich.“
„Erna! Willste Gemüse-Sandwich Toskana oder Tomate-Mozzarella-Sandwich? Komm doch mal her!“
Natascha hatte solche Szenen schon oft erlebt, kann diese Unschlüssigkeit trotzdem nicht verstehen. Stattdessen beginnt sie die Getränke zu brühen.
„Welcher is jetz ohne Fleisch und Wurscht?“, fragt Erna, eine weißhaarige Dame.
„Tomate-Mozzarella-Sandwich iis ohne Wurst, Gemüse-Sandwich Toskana iis auch ohne Wurst.“
„Dann nehm ich Tomadde-Mozzarella! Is ja des einziche ohne Wurscht!“
„Tomate-Mozzarella-Sandwich, sehr gerne.“
Natascha denkt sich „Hoffentlich werde ich später nicht so!“, sagt aber: „17,30 Euro bitte.“
Umständlich kramt die alte Dame in ihrem Geldbeutel, Natascha schaut auf den Parkplatz und sieht, wie ein älterer Mann zusammenbricht und liegenbleibt. Seine Begleiterin kreischt panisch, kniet sich neben ihn, tätschelt seine Wange und ist ganz aufgeregt. Ausgerechnet jetzt ist kein anderer Mensch auf dem Parkplatz. Ihr bleibt kurz die Luft weg vor Schreck. Was soll sie tun? Der Schock hat sie im Griff, sie vergisst sogar ihre Pflicht darüber. Das darf nicht vorkommen - sie muss die Situation souverän managen!
Schnell und routiniert rechnet Natascha ab, händigt das Wechselgeld aus, entschuldigt sich beim nächsten Gast für die Unterbrechung, schaut nochmals aus dem Fenster, wie der Mann regungslos hinter seinem Auto liegt, holt ihr Handy raus und ruft den Notdienst.
Kurz geht ein Raunen durch die kurze Warteschlange, Unruhe und Ratlosigkeit ergreifen die Menschen, angstvolles Schweigen nimmt die Warteschlange ein, aber die Gäste vertrauen auf Nataschas perfekten Service.
„Ich müsste mal kurz hiingehen und Bescheid sagen, dass der Notarzt gleiich koommt ...“
Der nächste Gast beschwert sich: „Sie wollen uns doch nicht etwa warten lassen? Der Rettungswagen ist ja schon alarmiert!“
„Entschuldigung, was darf’s denn bitte sein?“
„Ein schneller Cappuccino“, bestellt der fast kahlköpfige, ältere Herr in Kurzarmhemd und gelber Krawatte.

Artig legt sie los, denn unzufriedene Gäste gibt es bei ihr nicht. Es war ihre Disziplin, die sie hierher brachte. Als sie mit ihren Eltern nach Deutschland kam, reichten ihre Sprachkenntnisse gerade für den Hauptschulabschluss. Service ist ihre Stärke, und hier möchte sie es zu etwas bringen. Jeden Tag übergibt sie eine ordentlich abgerechnete Kasse, und Listen mit besonderem Bedarf. Spitzenzeiten bewältigt sie im Alleingang, und sieht dabei aus wie aus dem Ei gepellt. Doch dieser Unfall da draußen lässt ihr keine Ruhe! Wo nur der Notarzt bleibt? Unkoordiniert springen ihre Gedanken hin und her. Hat sie genug getan? Soll sie wirklich weiter Kaffee brühen? Hängt das Überleben des Mannes an einem Wort von ihr? Dass der Notarzt unterwegs sei, und er nur ein paar Minuten durchzuhalten brauche? Sie hat gerade keine genaue Vorstellung vom richtigen Vorgehen, diese Unsicherheit stört sie am meisten. Mechanisch löffelt sie Milchschaum auf den Cappuccino, pudert Kakao darauf. Sie ist nicht ganz bei der Sache! Da sieht sie ihre Kolleginnen Antje und Swantje anmarschieren, deren Schicht in zehn Minuten beginnt.

Draußen biegt das Auto des Zolls ein, der hier im Grenzbereich Schleierfahndungen durchführt. Sofort parkt der Wagen, beide Beamte eilen zu Hilfe, stabilisieren den Mann und fordern Hilfe an.
„Was ist denn da draußen los?“, will Swantje wissen.
„Das ist ein Herzinfarkt“, ist sich Antje sicher. „Mein Schwager sagt immer: Wenn es heiß wird, steigt die Quote schlagartig in die Höhe. Er arbeitet in der Ambulanz, er kennt sich da aus. Und wenn der Winter kommt, häufen sich plötzlich die Oberschenkelbrüche. Das ist für den überhaupt nichts Neues. Letzte Weihnachten zum Beispiel, während alle feierten, war er mit drei Brüchen beschäftigt, und in den Wochen davor waren’s auch schon fünf. So viele hatte er den ganzen Sommer über nicht!“
„Wie gehts denn jetzt da draußen weiter?“, erkundigt sich Swantje. „Erzählt, erzählt!“
„Ich hab den Notarzt gerufen, und würde den Betroffenen gern darüber informieren. Wollt ihr ausnahmsweise schon übernehmen?“
„Aber wir sind doch noch gar nicht dran!“
„Oder wollt ihr draußen Bescheid sagen?“
„Wir sind überhaupt nicht involviert!“
„Nee, nee - das mach mal schön selber!“
Natascha ist schlecht geworden. Auf ihr lastet großer Erwartungsdruck, den sie sich hauptsächlich selbst macht. Wie soll sie ihren Kolleginnen etwas vermitteln, wenn diese nicht verstehen wollen?
Nur durch den Einsatz eines Gastes, eines jungen Mannes, löst sich das Problem. „Ich gehe nach draußen, um mit den Betroffenen zu reden! Wollen Sie mitkommen? Sie sind ja ganz bleich vor Schreck!“
Natascha dankt, möchte aber alleine gehen. Ein Gast ist immer noch ein Gast, und sie muss das jetzt tapfer durchziehen.
Murrend übernehmen Antje und Swantje die Theke, nicht ohne ausdrücklich auf den vorgezogenen Schichtbeginn hinzuweisen. Natascha entschuldigt sich bei den beiden wartenden Gästen, die ihr freundlich Verständnis bekunden, bedankt sich vielmals bei Antje und Swantje, und eilt nach draußen. Unvorbereitet hastet sie in die Wärme, die ihren Schritt bald verlangsamt; 50 Meter können verdammt lang sein!“
„Ich habe bereits den Notarzt gerufen!“
Ruhig sieht der Zollbeamte auf. „Das haben Sie sehr gut gemacht. Wir haben parallel die Luftrettung angefordert, da wir fürchten, dass es schlimmer ist als es aussieht. Trotzdem haben Sie auf jeden Fall zur Rettung beigetragen.“
Sie ist tief ergriffen. Nicht nur vom Gesagten, auch vom Beamten selbst. Wie er so überlegt und selbstbeherrscht Erste Hilfe leistet, Rettung anfordert, beruhigend auf die Leute einwirkt und dabei so selbstsicher auftritt. Ein echter Gentleman - Wahnsinn! Regungslos steht sie da und schnauft, muss an das Plüschkissen mit der Aufschrift „I love you“ denken. Was für ein Mann, was für eine Hitze! Das Knattern in der Luft nimmt sie gar nicht wahr.
„Ich halt mal den Verkehr auf!“ Lässig marschiert er in die Parkplatzeinfahrt und hält die Autos auf. Ein echter Held, der auch durchs Feuer gehen würde! Und sie steht dumm und nutzlos daneben, zu keiner vernünftigen Handlung mehr fähig.
Dann entdeckt sie seine Kollegin, ähnlich alt und ähnlich hübsch wie sie selbst, winkend in der Wiese stehen.
Leute nähern sich, aus allen Richtungen, schauen gespannt in ihre Richtung, gaffen, machen Fotos mit ihren Handys. Sie spürt Schweiß auf ihrem Gesicht. Oh nein!
Der Rettungshubschrauber ist fast direkt über ihr, schwebt flott herunter. Die Foto-Frequenz erhöht sich schlagartig. Eine gewaltige Druckwelle wirbelt welke Blätter und Abfälle durch die Luft, dann setzt der Helikopter auf, mitten auf dem Parkplatz. Unerschrocken eilt ihr Schwarm auf das Vehikel zu, der Rotor wird langsamer. Geduckt trabt der Notarzt zum Verunglückten, der Zollbeamte bummelt hinterher, sieht kurz zu ihr herüber.
Ihre Frisur hat sich aus den Klammern gelockert. Ihr Haar ist zerzaust, und über das Make-up, über ihr stets perfektes Make-up, läuft Schweiß.




2
„Sie Armer, müssen mit Krawatte herumlaufen. Aber Sie sind nicht der Einzige, hier waren heute schon mehr Leute wie Sie da!“
Der Geschäftsführer einer kleinen Softwarefirma ist nicht gerade erfreut über Antjes Begrüßung. „Einen Espresso Macchiato bitte.“
Swantje schäumt Milch auf.
„Espresso Macchiato, kommt sofort! Zwei Euro sechzig bitte!“ Antje kassiert und wechselt. „Ich hab‘ mal in Italien einen Espresso Macchiato bestellt. Dann schaut mich der Barkeeper aber sowas von blöd an, und zeigt dauernd auf seine Uhr. Der ist schnell gemacht, sag ich, konnte aber kein italienisch, außer dem das man zum bestellen braucht. Und erst als ich wieder daheim war, erklärte mir mein Nachbar, dass Italiener am Nachmittag nur noch Espresso trinken, damit man keine Milch zur Nacht mehr zu sich nimmt. Darum hat er dauernd auf die Uhr gezeigt und mich andauernd was gefragt, ohne dass ich‘s verstehen konnte. Da schaut man erst mal blöd, wenn man bestellt und dann sowas als Antwort bekommt! So, bitteschön!“
„Espresso Macchiato ist der mit Milchschaum.“
„Ah! Der Milchschaum, ja! Ich dachte, ich hätte ihn schon drauf gemacht ...“
Erstaunt und verständnislos trägt er seinen Kaffee von dannen, sucht sich einen Sitzplatz, möglichst weit entfernt von der Bar.

„Was darf’s sein, junge Frau?“ Swantje übernimmt.
„Espresso please.“
„Solo oder Doppio?“
„Solo.“
„Bei dem Wetter kann man auch gar nicht so viel Kaffee trinken. Ein Eis wäre da viel besser! Mmh, das wärs jetzt!“
Stumm streckt ihr die wuschelköpfige und sommersprossige Frau einen Geldschein entgegen.
„Bitteschön, lassen Sie sich‘s schmecken!“
„Dankescheen. Very nice.“
„Ja, das sind wir!“

„Hachja, was darfs für Sie sein?“
Unschlüssig tappt ein älterer Herr mit Sonnenbrille und Strohhut, in leichter Sommerjacke, die selbst einem Tropenbewohner heute zu warm wäre, von einem Bein aufs andere, schaut sich nochmals um und murmelt: “Einen einfachen Espresso.“
Beide schauen ihn herablassend an, wundern sich über seine Erscheinung. Nach einer kurzen Pause, von etwa drei Sekunden, beginnt Antje das Getränk zu brühen, während Swantje unterkühlt „Eins achtzig“ murmelt.

Der Mann wartet bis das Getränk auf dem Tresen steht, legt dann langsam einen zerknüllten Fünfzig-Euroschein auf die Schale. Swantje tippt die Rechnung in die Kasse, nimmt den zerknüllten Geldschein an sich, sieht ihn von vorne und von hinten an, wieder von vorne, legt ihn schließlich neben die Schale. Mit einem Pling geht der Schubladen der Kasse auf. Sie zieht einen anderen Geldschein hervor, legt ihn zum Vergleich daneben.
„Schau mal Antje, die sehen doch unterschiedlich aus, oder?“
„Ui ja! Die Farbe ist blasser, die Brücke wirkt kleiner, und der Fensterstock schief!“
„Hast du schon mal Falschgeld in der Hand gehabt?“
„Nein, aber mein Neffe hatte früher mal einen Zwanzigmarkschein in der Hand. Wo er einen echten daneben hielt, hatte man den Unterschied auf 100 Meter gesehen. Nur hat man ja oft keinen Schein zum Vergleich in der Tasche.“
„Der kam so aus dem Geldautomat!“, beschwert sich der Mann. „Also her mit dem Wechselgeld!“
„Na na na! Jetzt werden sie mal nicht vorlaut!“
„Hier kreuzt doch immer so ein Auto vom Zoll `rum!“, fällt Swantje ein, während sie den richtigen Geldschein zurück in die Kasse legt. „Die können wir mal fragen!“
„Wo ist denn der Zoll, wenn man ihn mal braucht?“
Beide gehen zur Fensterfront um zu schauen.
„Haben Sie denn kein anderes Geld dabei?“, erkundigt sich Antje, als beide zurückkommen. „Äh ...“

Der Geldschein ist fort, mit ihm auch der Mann. Am Hinterausgang sehen sie ihn noch entwischen, und zwischen den geparkten LKW verschwinden.
„Eine Frechheit war das!“
„Da könnte ja jeder kommen!“
„Aber mit uns nicht!“
„Wer uns überlisten will, muss schon früher aufstehen!“
„Wir haben den Rasthof vor 48,20 Euro Verlust bewahrt!“
„Das müssen wir dem Scheffler erzählen!“

An der Kaffeebar steht gerade niemand an, Antje und Swantje schauen sich neugierig um.
„Bin ja mal gespannt, wann sie die Tankstellenkasse neu machen. Bislang redet der Scheffler nur.“
„Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass die Kasse ansprechender werden kann. In jeder Tankstelle sieht das so aus.“
„Er meint immer, das wäre der einzige unmoderne Fleck im Rasthof.“
„Dann bin ich ja mal gespannt, was ihm dafür einfällt.“
„Aber sonst muss ich sagen, dass wir einen schönen Rasthof haben.“
„Zumindest im Cafeteria-Bereich! Der Shop bei den Kollegen von der Tankstelle zum Beispiel, der ist ja vollgestellt mit allem möglichen und unmöglichen Zeug. Da frag‘ ich mich schon, wer das alles kaufen soll!“
„Wenigstens das Greifarm-Spiel könnten sie wegtun. Da seh‘ ich nie jemanden spielen.“
„Wenn die jedes Viech für einen Euro verkaufen, kommt mehr rum!“

„Ah, da kommt neue Kundschaft!“
„Der ist mal interessant - und gut gekleidet!“, freut sich Swantje.
„Was darf’s bei Ihnen sein?“
„Ein Cappuccino und ein Cornetto, bitte.“
„Cafe Cornetto, wie in Italien. Eine sehr gute Wahl!“ Antje tippt die Bestellung in die Kasse ein.
„Ja, in Italien wäre ich jetzt lieber“, beginnt der Gast das Gespräch.
„Jaaa!“
„Ich auch! Ich liebe Italien! Ach, das ist schon schön dort. Italien!“ Swantje ist begeistert.
„Das Essen schmeckt dort auch gleich viel besser“, legt er nach.
„Ich fahr‘ so gern nach Italien! Am liebsten in die Toskana!“
„Oh ja, die ist wirklich sehr schön. Welche Orte kennen Sie denn dort?“
Swantje war ergriffen. Endlich interessierte sich ein Gast für sie und hörte zu! „San Gimignano gefällt mir gut, und Florenz, und natürlich Siena! Ah, Siena mit der Piazza del Campo, das ist so toll. Und Pitigliano, Monteriggioni, Seggiano, oder Prato!“
„In Monteriggioni war ich auch schon!“, wirft Antje ein. „Die Gnocchi im Porta Roma sind die besten, die ich je probiert habe! Ah, war das ein Genuss! Also das sind echt die weltbesten Gnocchi! Sowas kriegt man hier ja gar nicht!“
„Ja, das ist wirklich schön dort. Was darf ich denn für Kaffee und Hörnchen bezahlen?“
Die Frage unterbricht den Redefluss der beiden Damen.
„Äh, ja ...“
„Fünf Euro zwanzig bitte.“
Die Zubereitung fordert ihre Konzentration. Das Handy des Gastes klingelt, er geht ran und meldet sich. „Hellmeier, der mit der Riester-Rente? Ist verschoben auf 15 Uhr. Ich bin hier auf einem Rasthof in der Nähe, keine Sorge. Morgen um elf kannst du mir einen neuen Termin machen – schick’s einfach durch!“
Bevor er sein Tablett nimmt, wirft er eine 20 Cent Münze in die Trinkgeld-Box. Antje und Swantje grinsen übers ganze Gesicht und danken vollmundig. „Die Italien-Masche zieht bei den Ladies eigentlich immer“, denkt er sich und trägt lächelnd sein Tablett fort.
„Das war mal ein netter Gast!“
„Nicht so ein Muffel wie all die anderen.“

Da nichts zu tun ist, putzen sie Theke und Maschine. Ihr Chef kommt vorbei, sieht sie fleißig und stumm beim putzen.
„Sie sind ja fleißig“, meint er anerkennend.
„Ja, so sind wir!“
Er freut sich, dass die Beiden die Leerlaufzeiten lieber zum putzen nutzen, als unmotiviert herumzusitzen.
Noch bevor Herr Scheffler zu Wort kommt, fasst ihm Antje alles zusammen: „Hier kommen die abgefahrensten Leute vorbei – das glaubt man gar nicht. Also, dieser komische Typ heute, mit Sonnenbrille, nicht sehr gesprächig, und schlecht gerochen hat der, das glaubt man gar nicht, da ist mein Enkel in der dritten Klasse noch gepflegter, hat uns doch allen Ernstes einen falschen Fünfziger auf den Tresen gelegt!“
„Und behauptet, der kam so aus dem Geldautomat und jetzt her mit dem Wechselgeld!“
„Aber mit uns nicht!“
„Wir haben den Rasthof vor 48,20 Euro Verlust bewahrt!“
„Wir sind die Guten!“
Scheffler dankt ihnen im Namen des Rasthofs, und stellt ihnen eine kleine Anerkennung für irgendwann in Aussicht.

„Ich möchte Ihnen außerdem noch danken“, fügt er an, „Dass Sie heute so spontan ihren Schichtbeginn um eine Viertelstunde nach vorne gezogen haben.“
Oh, wieviel besser fühlten sie sich gleich!
„Wir sind ja auch die Guten!“
„Im Gegensatz zum Toilettenputzpersonal! Die machen derzeit gar nichts mehr!“ Swantje gefällt es, über den Trupp zu lästern.
„Und öfter mal unter die Dusche stellen könnten die sich auch!“


 


 Fortsetzung: 

http://www.amazon.de/Rasthof-des-Jahres-ebook/dp/B00F1F7QQA/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1378620158&sr=8-1&keywords=rasthof+des+jahres





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Sonntag, 1. September 2013

Reisebericht Schottland + England, August 2013

Schottland + England, August 2013
(Großbritannien / United Kingdom)

Zitat:
„Nach Großbritannien fahren ist wie heimkommen.“
ich

Aber dazu muss man erstmal hinkommen. Und das geht so:
Früh um 04:00 in München losfahren, zur Fähre in Zeebrugge, Belgien. Großes Stau-WE war angesagt, aber wir waren schneller.

In Belgien kann man Radio hören (Radio 1) - die Musik ist breit gefächert (mehr als der übliche Pop), die Moderatoren sind angenehm, das Frohsinns-Diktat gilt hier nicht.
In Knokke-Heist (direkt neben Zeebrugge) vertrödeln wir Zeit. Am Strand ist Sause, grelles Licht und salzige Luft weht rüber. Im Café (De Bolle) blödeln wir mit dem Junior-Chef, zum Kaffee gibt es Eierlikör (weitere Becher stehen schon bereit). 




Zeebrugge / Knokke-Heist, Belgien

Dann geht es auf die Fähre (kein Gas oder Benzinkanister an Bord mitführen!), der Service ist fest in asiatischer Hand. Wir tauschen unser ganzes Geld an Bord um, kommissionsfrei, und zum üblichen Kurs.
Zum Frühstück gibt es Ausblick auf flaches Land mit Industrie-Skyline. Ein kurzer Smalltalk mit dem freundlichen Polizeibeamten bei der Passkontrolle in Hull - willkommen in England!

ENGLAND - auf Durchfahrt

Nach ein paar Kreisverkehren (ca. 20) sind wir auf der Autobahn, lassen Hull hinter uns. Humberside ist flaches Farmland, auf dem immer wieder ein Kohlekraftwerk steht (mit schwarzen Rändern an den Kühltürmen).
Am Autobahnkreuz steuern wir den Rasthof an. Runter, in den Kreisverkehr, der beschrifteten Spur „Services“ folgen. Statt Schildern sind die Ziele auf den Teer geschrieben, das verhindert Verwirrung. Und nie vergessen: links fahren!

Yorkshire ist Farmland, vom Wind zersaust, mit Bäumen und Flüssen in dunklen Farben. Die Landstraße geht rauf und runter, meist stangengerade und einfach über die Landschaft geteert. Rauf runter, Achtung Senke, wieder rauf ... Auf den wenigen Schildern steht z.B. das hier: „73 Unfälle in den letzten 3 Jahren, bitte vorsichtig fahren“. Ah ja.

In der Mitte eines Ortes steht die Ruine eines Schlosses, einfach so, Wind pfeift durch. Kein Wunder, dass es in Großbritannien so viele Spukgeschichten gibt.

Vor dem Pub stehen Männer mit Sakkos und trinken Bier. Es ist Sonntag, mittags um eins.
Dann wieder raus, Hügel rauf, und runter ...

Das „Letzte Café Englands“ kommt genau richtig. Ein altes Haus wurde umfunktioniert. Zu Ofenkartoffel mit Bohnen und Käse, und Hot-Bacon-Roll (warmes Brötchen mit gebratenem Bacon, der eher dünnes Fleisch denn Schinken ist) sitzen wir im Wintergarten, schauen ins Grüne, wo ein Festzelt abgebaut wird, Wolken vorbeiziehen und der Wind durch schiefe Bäume wispert. Es ist, als wären wir zu Gast bei einer Familie, in deren Haus - aber irgendwie sind wir das ja auch.
Zur Toilette geht‘s die Treppe hoch, eine alte, knarzende Holztreppe, mit Teppich und lackiertem Geländer. Oben steht eine Blume auf einer Säule vor einem großen Fenster mit weißem Holzrahmen. Wohnen hat hier einen anderen Stellenwert, entsprechend gemütlich ist es in den Häusern. Wir fühlen uns schon fast daheim ...

Das Gebiet um die Grenze ist kaum bewohnt, den Aussichtspunkt an der Grenze lassen wir aus. 35h nach Aufbruch sind wir da!

SCHOTTLAND

Entgegen einer alten Spaß-Postkarte fahren wir ab der Grenze NICHT in eine Wolke, in der Schafe und Dinosaurier herumlaufen, und Baumstämme heraus fliegen.

DRYBURGH ABBEY
Bei St Boswells, Nähe Galashiels, biegen wir ab zur Dryburgh Abbey [Dreiboro], die als Ruine gepflegt wird. Schöne, große, alte Bäume prägen den Park, der Rasen ist gepflegt.
Gegründet wurde das Kloster im 11. Jh., zerstört im 15. Jh, als englische Truppen in Schottland einmarschierten. David Erskine, Earl of Buchan, ließ den Park anlegen (1780er), Sir Walter Scott entdeckte die Ruine für sich, und ließ sich dort begraben.
Wir haben Sonne, einen warmen Tag, tolles Licht und fühlen uns wohl im Park, in der angeblich schönsten Ruine Schottlands. 







Einschub Kloster: Das Gebet eines Mönchs ist wertvoller als das eines Laien, z.B. um den armen Seelen im Fegfeuer zu helfen. Es ist das wertvollste Gebet überhaupt. Also gründeten viele Landbesitzer (=Adlige) ein Kloster. Und wer weiß - vielleicht hilft es auch ihrem eigenen Seelenheil ... 

Das führte im Übrigen dazu, dass Klöster immer reicher wurden - und sich von ihrer Grundidee der Askese immer mehr verabschiedeten - was wiederum mehrere Klosterreformen verursachte ...
    Quelle: Schautafel in der Dryburgh Abbey


MELROSE ABBEY
ist gleich nebenan (ca. 3 km), und für mich persönlich die schönste Ruine. Im Unterschied zu Dryburgh stehen noch Teile des Dachgewölbes. Man erkennt die Seitenschiffe, aber in deutlich unterschiedlicher Breite. Nach der ersten Zerstörung 1385 wurde sie wiederaufgebaut. Deshalb wirkt manches hier „schief“. Drumherum stehen viele alte Grabsteine, verwittert und manche schon seeeehr schief. 






EDINBURGH
[Äddnboro] ist Hauptstadt Schottlands und Stadt der Kultur - trägt übrigens seit ein paar Jahren auch den Titel „Stadt der Literatur“.
Die Stadt wurde überwiegend aus dunklem Stein gebaut, und die Altstadt war im Mittelalter eine der am dichtest besiedelten.
Die Royal Mile zieht sich etwa 1,8 km von Burg zu Schloss, deshalb „royal“. Oben steht das Castle, unten der Palace of Holyroodhouse, in dem z.B. Maria Stuart lebte, in dem auch ihr italienischer Sekretär (und Vertrauter) ermordet wurde.
Dazwischen spielt sich „der Rest“ ab, Z.B.: Tolbooth (Gefängnis), St Giles Cathedral (Hofkirche, deren markanter Turmhelm eine Krone darstellt), Lawnmarket (Platz, der regelmäßig für Hinrichtungen genutzt wurde), jede Menge Souvenirläden und noch viel, viel mehr Touristen ...

Deacon Brodie‘s Tavern erinnert an eine zwielichtige Gestalt früherer Zeiten (Deacon Brodie). Tagsüber rechtschaffener Mensch, nachts ein Zocker, Dieb, Herumtreiber - und somit Vorlage für Dr Jekyll und Mr Hyde.

Dunkle Passagen führen immer wieder hinab zu den Nebenstraßen. Kein Wunder, dass es hier von Geistern nur so wimmelt. Und das Angebot an allabendlichen Walking-Tours ist genauso reichhaltig.
Im August läuft obendrein das Fringe-Festival. Die Stadt ist voll mit Veranstaltungen, und die Royal Mile mit Verkleideten, die für ihren Auftritt werben.

Im „Elephant House“, einige Ecken weiter, verbrachte J.K. Rowling viel Zeit mit schreiben, ein Zettel am Fenster weist darauf hin. Wer ihren Spuren folgen will: verbringt viel Zeit mit anstellen.

Uns genügt die Camera Obscura, in einem Turm, gleich unterhalb des Castles. 1853 wurde ein Periskop eingebaut, um die Umgebung auf einen weißen Holztisch zu projizieren. Mit Papierstückchen kann man Fußgänger „aufpicken“. Eine nahe Schule diente J.K. Rowling als Vorlage für Hogwarts; das Scott-Monument, eine neugotische Turmhaube, ist das größte Einzelmonument für einen Schriftsteller. Es steht in den Princes-Street-Gardens, die früher das „Loch Nor“ oder „North Loch“ waren - ein Sammelbecken für die aus den Fenstern gekippten Abwässer, also eine Kloake. Als sie trockengelegt wurde, kamen ca. 300 Skelette zum Vorschein - hauptsächlich aus Gottesurteilen. Ging die Gefesselte unter, war sie keine Hexe, ertrank, ihre Familie erhielt ein Entschuldigungsschreiben. Trieb sie auf, war sie eine Hexe, und wurde verbrannt.

Eine interessante „Stadtführung“, ohne selbst gehen zu müssen.
Auch sonst dreht sich im Turm alles um optische Spielereien: Spiegeltricks zum anfassen, Hologramme, ein Spiegellabyrinth und (mein Liebling), der Vortex-Tunnel. Ein Steg führt 5 Meter geradeaus. Um ihn herum rotiert eine Röhre, in bunten Farben. Eigentlich ganz einfach. Kaum drin, sieht es aus, als kippe der Steg. Man lehnt sich dagegen - und hängt am Geländer. Saukomisch. 




eine Schule & Vorlage für Hogwarts - Blick vom Turm der Camera Obscura

Auf der Straße hält uns ein (angeheiterter) Schotte, älterer Mann im Kilt, auf. Wir müssen lächeln, damit wir passieren dürfen. Nett!

Um 13 Uhr passiert in der Stadt Folgendes: am Nelson-Monument, einem Turm am Calton Hill, fällt der Zeitball - eine Kugel fährt einen Masten auf und ab. Zeitgleich wird drüben auf dem Castle der Ein-Uhr-Schuss aus der Kanone abgefeuert. Ein Relikt aus der Zeit, als Schiffe unten am Forth ihre Instrumente danach justierten.

Abends gibt es Fish‘n‘Chips, die es im ganzen Land wirklich überall gibt. Mein Tennants-Bierglas ist voll mit Blödsinn - spätestens jetzt fühle ich mich daheim!
Beispiele:
-Das einzige Land, das vom Regen schöner wird
-wo es 10-Pfund-Scheine gibt, die man nur hier ausgeben kann (Banknoten der Bank of Scotland UND der Clydesdale Bank können in England abgelehnt werden!)
-frittier es, bevor du‘s probierst (fry it before you try it)

ROSSLYN CHAPEL
Im kleinen Ort Roslin, mit dem Auto 15-30 Minuten südlich von Edinburgh, ist eine weltberühmte Kapelle. Als private Grablege um 1460 spätgotisch begonnen, ausgeschmückt mit reichlich Figuren und Verzierungen. Im 18. Jh. war sie völlig heruntergekommen. Auf Geheiß einer jungen Frau, Queen Victoria, die auf Durchreise vorbeikam, wurde sie restauriert - und diese Phase dauert noch an.

Für Verschwörungstheoretiker ist sie ein Mekka. Unter ihr liegen begraben: Der Heilige Gral, ein Alien-Raumschiff, Elvis Presley (gefunden wurde aber nichts).
Viel Geld kam, als Hollywood hier das Ende von Dan Brown‘s „Sakrileg“ filmte.

Und wie kam jetzt der Gral hierher? Der Erbauer war Mitglied der Templer, die ihn -der Sage nach- bei einem der Kreuzzüge aus dem Heiligen Land mitbrachten. Besonders stark vertreten waren die Templer in Frankreich. Dort wurden am 13. Oktober 1307, einem Freitag, in einer konzertierten Aktion, alle Templer gefangengenommen, der Templer-Orden damit zerschlagen. 12 Ritter entkamen. 




Bis zur Erbauung der Roslyn-Chapel fehlen also über 150 Jahre ... 

Da der Erbauer aber Mitglied der Templer war, ist für viele klar, dass der Gral hier sein muss ...

Und was ist überhaupt ein Gral? Die Antwort darauf weiß keiner, das macht ihn ja so mysteriös ... Am wahrscheinlichsten handelt es sich um eine Reliqiue, die heiligste die es gibt. Historiker tippen auf einen Kelch, mit dem Blut Christi gefüllt. In der Hochzeit der Reliqiuen-Begeisterung natürlich heißbegehrt, später in Vergessenheit geraten ...

Mehr Verschwörung gefällig?
1398 unternahm Prince Henry, Prince of Orkney, eine Expedition mit Antonio Zeno, einem venezianischen Seefahrer. (Die Zeno-Brüder waren angeblich viel im Nordatlantik unterwegs). Die Reise brachte sie nach Neufundland, Nova Scotia, wo die Crew bei den Micmac-Indianern überwinterte, während Prince Henry weitersegelte, und in Massachusetts landete. In Westford, Mass., erinnert ein in Stein geschnitzter Ritter daran. (Eine Bestätigung konnte ich nirgends finden, Anm.d.Verf.)

Das erklärt auch, warum ein Fenster der Kapelle mit steinernen Maiskolben verziert wurde, die zur Zeit des Baubeginns in Europa gar nicht bekannt gewesen sein können.

Die Nordatlantik-Karte der Zeno-Brüder stellte sich übrigens als Fälschung heraus. Am wahrscheinlichsten hatten sie Berichte Anderer in einer Karte zusammengefasst. Viele Inseln auf ihr existieren gar nicht. Vermutlich sollten sie die Entdeckung Amerikas nachträglich für Venedig reklamieren...

(Island-Touristen http://wortlaterne.blogspot.de/2012/07/reisebericht-island-2012.html wissen natürlich, dass Leif Eriksson bereits im 9. Jh. kanadischen Boden betrat. Und der stammte aus Island.)

Für uns geht die Fahrt ebenfalls nach Norden, aber nur bis zum Loch Ness. In Invermoriston finden wir herzliche Aufnahme im Bracadale, bei Carol und Bob, wo wir uns sehr wohl fühlen. Nochmals vielen Dank für die Gastfreundschaft!

LOCH NESS

Unsere Umrundung des Loch Ness, auf der ruhigen Südroute, bringt uns viele Monster-Sichtungen. Ein Moorhuhn läuft über die Straße, ganz viele überfahrene Tiere zieren die Straße. Wellen kräuseln sich längs auf dem Loch, mit viel Fantasie kann man etwas Schlängelndes hineininterpretieren.


Loch Ness, vom Südende aus gesehen

seltsame Wellenbewegung auf dem Loch ...

Nessie-Souvenirs jeder Art gibt es in Drumnadrochit. Hier starten auch die meisten Bootstouren auf dem Loch.

In Inverness bleibt Zeit zum einkaufen und umschauen. Viel Lustiges gibt es in den Shops zu sehen.
Im Spielzeugladen gibt es folgende Spiele: Terrible Tudors, Rotten Romans, Frustration, Seltsame Todesursachen. Oder die Baukästen: Funktionstüchtiger Vulkan, Explosive Experimente.

Glückwunschkarten: Schön oder lustig, zu jedem Anlass. (z.B. „Zum Geburtstag, von Deinem Bruder), oder frech („Hey Du, ja Du, der alte Sack da!“). Einige Sprüche wären bei uns schon über der Schmerzgrenze, aber hier ist Humor wichtiger. 

Wie zum Beispiel das hier: "Where's your birthday party at? - Never end a question with a preposition! - Where's your birthday party at, bit*h?"
Alles was makaber ist, bad taste, kurios etc., ist hier beliebt.

Im Buchladen: Briten (und Iren) schreiben und lesen viel. Bücher sind grafisch wesentlich schöner gestaltet als bei uns, geprägtes Cover, Illustrationen die den Text ergänzen, und natürlich: Nimm-3-Zahl-2 uvm. Und schon hatte ich 7 Bücher auf der Tour gekauft... Nicht fehlen dürfen natürlich die Klassiker, die nach wie vor in Ehren gehalten werden.

Die wichtigsten Genres sind diese drei: Fiction, Crime und Horror. (Ja, das sind voneinander getrennte Genres). (nix "Fantasy")

Bier: sehr schönes Bier. Viele Bio-Biere („organic“) aus kleinen Brauereien, mit schönen Etiketten - düster und geheimnisvoll (à la „Dark Island“ o.ä.), historisch, süßen Comictieren, uvm. Oder Punk-Bier (Dead Pony Club, IPA Punk): „Und wenn‘s euch nicht schmeckt, ist uns das auch egal“.

Theakstons sponsert übrigens einen Krimi-Wettbewerb. Als Appetizer ist auf jeder Flasche ein Kürzest-Krimi aus exakt 10 Worten abgedruckt.
Bier und Literatur gehören auf den Britischen Inseln einfach zusammen.

ISLE OF SKYE
Ein Tagesausflug bringt uns dorthin. Vorbei am Schlachtfeld von Glen Shiel (wo abgeholzte Bäume herumliegen - als ob die Schlacht erst neulich gewesen wäre), den Five Sisters, und Eilean Donan Castle, DEM „Märchenschloss“ und Motiv für viele Keksdosen und Postkarten. Obwohl hier schon lange Burgen standen, ist das jetzige Schloss aus dem 19. Jh. 

Eilean Donan Castle, Motiv vieler Keksdosen ..
Über die Skye Road Bridge (gratis) kommen wir auf die Hebriden-Insel Skye, und fahren einmal um die Halbinsel Trotternish. Trotz anfänglicher „Karawane“, mit vielen Wohnmobilen, verteilt sich der Verkehr nach und nach. Man fährt Berge rauf und runter, und immer wieder an der Küste entlang. Nach jeder dritten Kurve ist man woanders, die Landschaft ändert sich immer wieder. Die Runde dauert 3 Stunden.
Wer auf gut Glück kommt: die meisten Häuser waren ausgebucht. 









Per Flyer wird hier für ein Zombie-Abwehr-Tutorial, nächsten Samstag, für das Worst-Case-Szenario, geworben. „The real science behind a Zombieism-Outbreak“. Ab 13 Jahre.


GLENCOE
Südlich von Fort William fährt man ins Tal von Glencoe („Glen“ ist das gälische Wort für Tal). Berüchtigt wegen einer Schlacht zwischen 2 Clans, bekannt für seine atemberaubende Berglandschaften. Und wirklich: wir fahren das Tal einmal auf und ab, nutzen fast jeden Parkplatz. Wolken ziehen über die Berge, geben immer wieder Sonnenlicht frei, das einzelne Berge in dramatisches Licht setzt. 






BLACK ISLE
Ein letzter Tagesausflug bringt uns zur Black Isle, nordöstlich von Inverness. Chanonry Point bei Fortrose ist bekannt für seine Delfine. Und wirklich: nur 20m von der Schotter-Zunge entfernt tummeln sie sich, springen auch immer wieder. 



Fortrose Abbey

Das Eis-Auto darf nicht fehlen


Delfin

Das Wetter in Schottland: fast täglich Wolken, auch Regen, bei Temperaturen von 13-20°C. Allerdings kein Dauerregen, die Wolken ziehen rasch weiter.


Für uns endet die Zeit hier oben, wir fahren einen ganzen Tag nach Whitby in Yorkshire, England. Dort verbringen wir noch 3,5 Tage. Das Wetter hier: Sonne und Wolken, Temperaturen um die 20°C.

Fernsehen
Schöne Sendungen zu Wissenschaft und Geschichte, von äußerst entspannten Moderatoren effektfrei und sehr angenehm gestaltet. Nicht umsonst ist die BBC Flaggschiff guter Dokus ... (Auch hier gilt das Gute-Laune-Diktat nicht, was ich persönlich sehr angenehm finde)


Wer Unterhaltung vorzieht: bekommt die volle Breitseite. Z.B. in einer Quizshow - 2 Teams raten Meinungen der Bevölkerung zu bestimmten Fragen. Wichtiger als die Antwort ist jedoch, dass sich die Teams untereinander veräppeln. Mit in einem Team: die beiden Jedwards aus Irland.

In Schottland gibt es außerdem 1 Radioprogramm (BBC Scotland) mit gälischen Stunden, sowie 1 TV-Sender (BBC Alba) komplett in gälischer Sprache.
Außerdem sind alle Wegweiser und Ortsschilder in Schottland zweisprachig (englisch, und gälisch - der alten keltischen Ursprache, die Schotten und Iren gemeinsam haben).

(in Irland http://wortlaterne.blogspot.de/2012/04/retro-reisebericht-irland-1994.html war das schon immer der Fall, in Schottland ist es neu ab etwa 2000)


ENGLAND

WHITBY
Whitby ist eine kleine Hafenstadt an der Nordsee, in Yorkshire. Captain Cook stammt aus der Region, Graf Dracula ging -fiktiv- hier an Land. Die riesige Ruine des Klosters thront über der Stadt, weithin sichtbar, gibt ihr einen unheimlichen Touch.
Schwarzgewandete wandeln auf Draculas Spuren durch die Gassen der Stadt. Den zugehörigen Roman gibt es hier für jede Altersgruppe aufbereitet.
Fish‘n‘Chips sind weithin Magnet für die Einheimischen - am Fischereihafen wird der Fisch frisch angelandet. 






Die Drehbrücke von 1909 verbindet heute noch beide Ortsteile, über das Hafenbecken hinweg. Mehrmals täglich lässt sie Boote passiern.

WHITBY ABBEY
199 Stufen führen hinauf, der Weg oben führt durch einen alten Friedhof. Seit 657 stand ein Kloster an dieser Stelle, der jetzige Bau stammt aus dem 11. Jh.
König Heinrich VIII. löste 1539 das Kloster auf, seitdem verfiel der Bau. Im 16. Jh. stand z.B. der mächtige Vierungsturm noch.
Heute ist hier ein mächtiger Rummel. Für Kinder gibt es z.B. Ritterübungen mit anschließendem Ritterschlag. 





YORK
York ist eine nette, alte Stadt, mit vielen bunten Läden. Da die Stadt nie zerstört wurde, stehen viele alte Fachwerkhäuser, Läden mit bunten Schaufenstern und Türrahmen. Ab und an gerät die hölzerne Wendeltreppe nach oben ins wanken, oder man tritt in ein Loch im Fußboden -die Läden sind eben wirklich alt. Aber genau das macht ja den Charme aus ...
York Minster (10 Pfund pro Person!) ist die größte mittelalterliche Kathedrale in England, und voll erhalten. Ihr mächtiger Turm sitzt auf der Vierung -was man in dieser Wuchtigkeit „auf dem Kontinent“ nicht findet. (In Whitby war das auch der Fall, dort stürzte der Turm jedoch ein).






Yorkshire Moors: 


RIEVAULX ABBEY

riesige Klosterruine aus dem 11. Jh., am Rande der Yorkshire Moors. Was im Jahr 1132 mit 12 Mönchen aus Frankreich (Clairvaux) anfing, war 30 Jahre später bereits auf eine Gemeinde von 650 Mönchen angewachsen. Von hier begann die Missionierung Nordenglands und Schottlands.
Die Anlage liegt abseits der großen Straßen, und weit weg von größeren Orten. Im Gegensatz zu Whitby laufen hier nur wenige Menschen herum. Die Ruine besticht durch ihre Größe und Weitläufigkeit -eine Einladung zum totknipsen. 









Robin Hoods Bay
ist ein altes Schmugglernest. Hier wurde Ware „angeliefert“, und unter Umgehung der teuren Steuern schwarz verhökert. Whitby hingegen, 10 km nördlich, war der „offizielle“ Hafen. Die Straße führt direkt nach unten, dort Parkplatz, Restaurants, und viele Touristen.

Saltburn-by-the-sea
Ist ein altes Seebad, eine Zahnradbahn verbindet die Stadt (oben) mit dem Strand (unten). Auf dem alten Pier steht, wie in englischen Seebädern üblich, eine „Spielhölle“. Das Geländer des Piers, zumindest ein Teil davon, ist mit Strick -und Häkel-Figuren verziert. 







SCARBOROUGH
hat den Charme eines alten Seebads, das schon mal bessere Zeiten sah.
Am Strand tummeln sich Touristen (im Meer schwimmt kaum einer), mehrere Spielkasinos; eine Bude imitiert das orientalische Gebäude von Brighton; viele Imbissbuden.
Es wirkt wie einer der Prototypen für Las Vegas.http://wortlaterne.blogspot.de/2013/05/reisebericht-usa-southwest-2013.html







Hull
Im Fish‘n‘Chips Take-Away werden Fischfilets „live“ paniert, braten dauert dann 5 Minuten.
Sauberkeit der Läden: wird in einer „Ampel“ mit 5 Punkten angezeigt => Kunde entscheidet selbst (wird aber auch entsprechend informiert, um es entscheiden zu können)


Mit gemischten Gefühlen stehen wir am King-Albert-Dock in Hull zur Fähre an.
Vor uns liegt Belgien, mit freundlichen Menschen, angenehmen Autofahrern, gutem Radio und Riesensupermärkten französischer Ketten (wo wir letzte Souvenirs einkaufen).

Bei Deutschland denken wir zuerst an: Provinzialität, Egoismus, notorische Blinkverweigerer und einen Kampf Jeder-gegen-Jeden.

Hinter uns liegen 2 Wochen in der Zivilisation, mit äußerst höflichen Menschen, geduldigen Autofahrern, heimeligen Häusern, grafisch liebevoll gestalteten Etiketten, Broschüren und Büchern, sowie viel echtem und schrägem Humor.

Wir haben uns beide sehr wohl gefühlt. Tee, Kekse, Humor, Bücher, TV, Umgangsformen entsprechen unserem Geschmack, und in den Häusern ist es immer gemütlich. So weiß ich jetzt, warum Fahrten nach Großbritannien sich wie heimkommen anfühlen.


Noch ein paar praktische Sachen:

Tee
Tee ist Menschenrecht. Gibt es praktisch überall. Kommt im Kännchen, Größe nach Trinkern (z.B. als Tea-for-two), mit einem Kännchen H-Milch und einer kleinen Kanne heißen Wassers. Die Beutel bleiben in der Kanne, je schwärzer der Tee wird, desto mehr Milch oder Wasser kippt man dazu. Tee ist immer schwarz und kräftig. Inzwischen gibt es aber immer mehr „Specialty Teas“, wie Darjeeling oder Früchtetees (die heißen übrigens „herbal infusion“, in etwa: Kräuteraufguss).

Jedes unserer Zimmer hatte einen Teekocher, Kanne und Tassen, Teebeutel und Tütchen mit Instant-Kaffee. Wenn man sich im Zimmer keinen Tee kochen kann, ist man ja nur ein halber Mensch ...

Kaffee
Immer mehr Coffeeshops und italienische Kaffees in den Teestuben. Platzhirsch unter den Coffeeshops ist Costa (eine britische Kette), Starbucks sieht man selten. 


Für Selbermacher:

Fähre
KEIN Gas oder Benzinkanister mitführen!
WICHTIG: An das Auto kommt man während der Fahrt nicht ran. Heißt: alles nötige Gepäck gleich mitnehmen - am besten zuhause schon vorpacken.
Handtücher und Seife sind vorhanden, Fön nicht (Steckdose hat noch EU-Stecker)

Wir hatten direkt über die P&O-Seite gebucht.

Unterkunft
Wir hatten B&B-Häuser (Bed and Breakfast) über Internet vorgebucht. Vergleichbar mit einer Pension - so hat man auch Kontakt zu den Bewohnern.
Zum Frühstück gab es immer warme Speisen, die man kombinieren kann, z.B. Rühreier/gekochte Eier, Bacon, Bohnen, Porridge (vgl. m. Grießbrei, also süß), Pilze, Würstchen, ..

Und ganz ehrlich: man gewöhnt sich gleich daran (ich selbst frühstücke normal nur süß), und es hält den ganzen Tag lang vor.
Beim Frühstück überbieten sich die Häuser um Frische, Auswahl, Qualität und Service.
Und alle Zimmer hatten Wasserkocher, Tee & Kaffee, Bad+WC, Fernseher. 


Unsere Häuser (alle uneingeschränkt empfehlenswert): 

Edinburgh: Airlie Guesthouse (perfekter Service, und Parkmöglichkeit fürs Auto)
http://www.airlieguesthouse.co.uk/

Invermoristion (am Loch Ness): Bracadale Guesthouse (Bob und Carol sind gute Seelen, die sich einen daheim fühlen lassen): 

http://www.bracadale-lochness.co.uk/attractions.html


Whitby: Haven Crest (perfekter Service, Meerblick und Parkmöglichkeit fürs Auto)
http://www.havencrest.co.uk/index.html



Wie geht Kreisverkehr?
Hauptsächlich mit Augenmaß und Rücksicht / Vorsicht. Faustregel:
will man die erste Ausfahrt (= links) nehmen: links einsortieren, links blinkern, warten bis nichts kommt, und rum ums Eck
will man weiter: rechts einordnen, vorsichtig rum, und immer schön blinkern!
Bei größeren Kreiseln gibt es eine Spur pro Ausfahrt, Ziel oder Straßennummer stehen auf die jeweilige Spur geschrieben. Immer dieser Spur folgen, und man wird von selber richtig „ausgeworfen“. 




Autobahn: gebührenfrei. Höchstgeschwindigkeit ca. 112 km/h.

Im Restaurant:
einfach am Eingang warten, bis man abgeholt wird oder einen Platz gezeigt bekommt. So hat der Kellner einen auf dem Schirm, und der Service ist flott und aufmerksam.

In der Cafeteria:
erst einen Platz suchen (wenn man eine warme Speise möchte), dann zur Theke, die wie in der Kantine aussieht. Dort bezahlt man auch, und Speisen werden ggf an den Tisch gebracht.



Ganz grundsätzlich ist aber alles sehr europäisch, also sehr ähnlich zu uns.
Und ihre Eigenheiten? Ich persönlich finde, sie betonen ihre Eigenheiten gerne, um sich ein wenig vom Kontinent abzugrenzen. 


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KLANGKISTE

so klingt Schottland
Bei dem stetig hohen Output an guter Musik wird man nicht fertig. Und mein Reportoire ist nicht wirklich aktuell. 

Albannach - Eine halbwegs neue Band.
Mit Dudelsack und Pauken (Pipes'n'Drums), wie sich das gehört, und Spaß an der Musik: 
http://www.youtube.com/watch?v=l0mypcwk2M4
(Das Ding im Hintergrund ist übrigens das Scott-Monument in Edinburgh)


Runrig "Loch Lomond" (Live Version)
Runrig starteten Ender der 1970er, aber rocken immer noch die Arenen. "Loch Lomond" ist ein altes Volkslied, hier in der unverwüstlichen Mitgröhlversion: (ab 3:00 wird es schneller)
http://www.youtube.com/watch?v=Y2GJIxe0tn4

Auch immer gut: 
Wolfstone "Tinnie Run"
http://www.youtube.com/watch?v=QVpfCFgnISM


Roaring Jack "Destitution Road": 
http://www.youtube.com/watch?v=P0eHshQxiZQ
Auch wenn der Sänger einige Zeit in Australien lebte - der schottische Akzent ist unverkennbar. 
Und darum gehts: Nach fataler Kartoffelfäule in den 1840ern (auch in Irland), kam Hilfe aus England. Doch ohne Gegenleistung wollte man in der frühindustriellen Zeit nichts geben, also mussten die Schotten Straßen bauen, vornehmlich in die Täler der Highlands. 
Die Highlands sind dort, wo sich finstere Clanleute zu Aufständen zusammenrotten - und eben auf diesen Straßen konnte die britische Armee dann schneller einmarschieren. 
Viele Schotten wanderten aus, über den wilden Atlantik, eben auch auf "Armutsstraßen" - "It's time to hump y'ur load, across the wild atlantic, on the destitution road..." 


Eine lustige Version von "Loch Lomond", mit einer drogenverherrlichenden Text-Variation, gibt es auch von Marillion, und deren (früherem) schottischen Sänger Fish: 

Marillion "Margaret" (live):

http://www.youtube.com/watch?v=ImcFsu6DvTM


Hier noch der Refrain - zum mitgröhlen: 
"You take the high road, and I take the low road. And I'll be in Scotland before you. 
Where me and my true love, will never meet again - on the bonnie bonnie banks of Loch Lomond."

(Das Lied stammt aus der Zeit des Jakobiten-Aufstands um Bonnie Prince Charlie. Aber das ist ein Kapitel für sich ...)