Sonntag, 30. November 2014

Bonusmaterial und Teaser zu "Wildnis Nr. 50"


Herzlich willkommen in der Wildnis – nicht fern, und doch weit weg. 

Diese Zeilen schreibe ich im Spätherbst – bei Nebel und Kühle. Wer möchte jetzt im Wald herumlaufen und durchs Unterholz robben, um unentdeckt Jagdbeute zum Haus zu bringen, in dem es obendrein weder Strom noch warmes Leitungswasser gibt? 

Peter und "der Ich" sind freiwillig dort geblieben. Wie es dazu kam, erzählt der Roman "Wildnis Nr. 50". Zur Beruhigung: er spielt im Sommer. 

Es ist mein 2. Roman. Hier gibt es den Klappentext und das eBüchlein:
http://www.amazon.de/Wildnis-Nr-50-Robert-K%C3%B6nigshausen-ebook/dp/B00KMOO1H2/ref=sr_1_10?s=digital-text&ie=UTF8&qid=1417362359&sr=1-10


Als Bonusmaterial dazu habe ich mir diese Episode aus dem Herbst ausgedacht. Sie trägt nichts zur Handlung bei – es ist ein freies Spiel mit dem Thema. 

Ihr seht schon: bei den Recherchen hatte ich den Ruf der Wildnis vernommen – und gerade noch rechtzeitig den Sprung zurück in die Zivilisation geschafft. 

Eingerahmt wird der Text von sommerlichen Fotos, als kleiner Ausgleich. 

Doch nun auf zu diesem verwegenen Abenteuer. Ich wünsche viel Vergnügen mit dem kleinen Bonustext! 














„Wilderer, männlich, im Wald“

Gut erhalten lagen die beiden Kitze vor uns. Kein Wunder, wir hatten sie erst gestern geschossen und im Gang hinter dem Wasserfall versteckt. Wanderer mussten gestern die Polizei über unsere Schüsse informiert haben, denn sie kreiste den ganzen Tag herum. Auch der Förster war unterwegs. Durch den Uralt-Trick „Flinten und Tiere verstecken, erst Tage später heimbringen“, konnten sie uns nichts anhaben. Das war gestern im Morgengrauen gewesen, der besten Zeit für die Jagd.
Auch jetzt war nicht helllichter Tag, es mochte so zwischen vier und fünf am Nachmittag sein. Wir wollten das Zwielicht nutzen, um unsere Beute unentdeckt heimzubringen.


Das Leben hier in den Bergen, mit möglichst wenig Rückgriff auf die Zivilisation, war wesentlich schwieriger als wir dachten. Hias schlug vor, ein bis zwei Rehe zu wildern, um durch den Herbst zu kommen. Es war Anfang November, kühles Regenwetter zog über die Berge, und nachts wurde es empfindlich kühl.
Spätherbst war Jagdzeit, und Hias schlug vor, dünne Jungtiere zu schießen, da sie schlechte Überlebenschancen im Winter hätten, und Jäger sie nicht vermissen würden. Und wenn wir das schlechte Wetter für den Transport nutzten, kamen uns auch kaum Wanderer in die Quere. Der Förster würde mit seinem Auto den Wald abfahren, hätte keine Lust auszusteigen. Ab durch die Mitte – das war sein Plan. Er war einfach gerissen!

Für zusätzlichen Nervenkitzel veranstalteten wir ein Wettrennen. Hias und Apollonia bildeten das eine Team, Peter und ich das andere. Wir nannten sie „Team Geister“ und „Team Jungs“. Die Verlierer mussten nach der Metzgerarbeit die Abfälle entsorgen, was laut Hias ein „ziemlicher Scheiß“ sei.
Wir wickelten jedes Kitz in ein Tuch, das es verbarg, und das Tragen erleichterte. „Team Geister“ bekam das Bockkitz, das der Hias erlegt hatte. „Des erkennst am Krickl“, murmelte er, und deutete auf das kleine Geweih, das eigentlich nur aus kleinen Stangen auf seinem Kopf bestand.
Jedes Tier wog ungefähr 15 kg. Die Gehzeit auf dem Weg betrug 15 bis 20 Minuten, durchs Gelände mindestens doppelt so lang. Der Sprühregen war allgegenwärtig, Polizei und Förster konnten uns plötzlich über den Weg laufen. Beste Voraussetzungen für ein „lustiges Geländespiel XXL“, wie Peter es nannte.

Jockel musste zuhause bleiben, er galt als parteiisch. Frank wollte mit ihm im Haus bleiben, das Feuer warm halten, und sich danach mit Jockel der Metzgerarbeit widmen. Er hielt uns für „Wahnsinnsknaben“, und hatte damit recht – wie immer.

Die Kitze waren eingewickelt. Hias warf seins über seine Schultern, wir probierten noch. Man konnte es unter dem Arm tragen, auf der Schulter, oder zu zweit. Nach kurzer Beratung trugen wir es zu zweit, nebeneinander her gehend. In schwierigem Gelände würde es einer allein nehmen.
„Auf drei!“ Apollonia zählte ruhig, dann ging es los!

„Team Geister“ marschierte los, auf dem Trampelpfad, geradewegs zum neuen Forstweg, und der Brücke über den Bach, wo der Legende nach ein Wilderer zu Tode gestürzt war.
„Die haben Nerven“, murmelte Peter. Auch ich wunderte mich, warum sie ausgerechnet dorthin steuerten.
Wir hatten uns für den bewährten Weg entschieden. Peter stürzte sich todesmutig den steilen Pfad hinab, in den Kessel. Vorsichtig ließ ich unser Reh hinab gleiten, er fing es unten auf, und ich stolperte hinterher. Der Sprühregen hatte den Weg in eine Rutschpiste verwandelt. Mit wenigen Schrammen rappelten wir uns auf, hatten mehr Glück als Verstand gehabt. Vor uns war das Becken, in das der Wasserfall hinein stürzte. Nach diesem Becken war der Bach normalerweise seicht, viele große Steine erleichterten die Überquerung. Doch die ungebändigte Kraft des Wassers hatte die Steine durcheinander gekullert, eine elegante Überquerung schien ausgeschlossen. Wir gafften in den Bach und überlegten.
„Also?“
„Also!“
Schuhe und Hosen trugen wir mit dem Reh, und los ging es! Das Wasser reichte uns bald zu den Knien, und es war kalt. In der Mitte des Bachs fluchte ich vor mich hin, da die Kälte mich durchdrang, und ich meine Zehen nicht mehr spürte. Die Strömung trug das ihre bei, mit jedem Schritt mussten wir gegen sie angehen. Da half nur Zähne zusammenbeissen, alles ignorieren und tapfer weiter voran stapfen. Zuhause gab es einen Schnaps und heißen Tee zur Belohnung – darauf freute ich mich. Was war das für eine Erlösung, als uns das Wasser nur noch zu den Knöcheln reichte! Notdürftig rubbelten wir uns trocken und zogen uns an. Es tat gut, die Kälte des Wassers nicht mehr direkt auf der Haut zu haben.
Beim Erklimmen des Hügels auf der anderen Seite wurde uns wieder warm. Ein Zehntel des Wegs war schon geschafft.
Bequem ging es dann auf einer Trasse weiter, dem alten Forstweg. Flink und beinahe lautlos tippelten wir dahin. Unsere Augen und Ohren hatten wir überall, nahmen jeden Vogel und jedes Eichhörnchen wahr. Die Bäume waren hoch, der Boden kahl, man konnte weit sehen – und gesehen werden.

Zeitgleich stoppten wir. Da hinten huschte etwas. Wie der Kopf eines Wanderers, der dann verschwand. Außerdem kam ein neues Geräusch hinzu, das Brummen eines Motors. Der Fall war klar. Wir sahen uns um, und einigten uns auf die Furche, in der ein kleiner Sturzbach hinab ins Gebüsch führte.

Die Füße immer schön quer stellen, ein bisschen im Zickzack laufen, um die Hangabtriebskraft besser abzufangen und nicht über die eigenen Füße zu stolpern! Auf Äste und Blätter achten, um nicht zu viele Geräusche zu machen, oder gar wegzurutschen. Wir hatten viel gelernt, seit wir hier oben lebten.
Fast lautlos tauchten wir ins Unterholz. Zwischen Faulbaum und Haselstauden verschwanden wir, nutzten das Große Hexenkraut zur Tarnung. Vier bis fünf Stauden von ihm, zwei kleine Äste, und das Kitz war versteckt. Wir beide legten uns flach auf den Boden. Unsere Flachs -und Loden-Klamotten trugen das Übrige zur Tarnung bei. Natürlich wurden sie feucht und schmutzig, aber dazu hatten wir sie. In der Hocke wären wir zu hoch, das Gesicht würde unter dem Hut hervorscheinen, jeder Jäger würde uns entdecken. Immerhin verbrachten Jäger und Förster schon mehr Jahre im Wald als wir. Auf die Idee, dass wir uns in den Dreck legen, kamen sie hoffentlich nicht. Wir hatten den besseren Lehrer, und waren einfach gerissener!
Den Förster durften wir nicht unterschätzen. Er lief bei Dauernieselregen im Wald herum, im Dämmerlicht, um uns zu suchen. Wusste er, dass wir das schlechte Wetter nutzen wollten? War er genau deswegen unterwegs? Und wie schätzte er uns ein? Kam er auf dem alten Forstweg vorbei, der jetzt etwa zwanzig Meter über uns lag? Wie viel Zeit gaben wir ihm dafür? Eine Stunde, zwei? Wir waren voll in die Falle gelaufen, und mussten einen Ausweg finden. Der Vorteil aus Wetter und Tageszeit wandelte sich zu einem Riesennachteil für uns.

Ich sog die kühle Luft ein, die angenehm nach Wald, Regen, Kühle, Nebel, feuchter Luft und Erde roch. Sie beruhigte mich. Der Wald bot genug von allem, man musste es nur nutzen. Auch Peter sah gutgelaunt drein.
Leichte Nebelwolken hingen in den Baumkronen, manche dehnten sich aus, und krochen in die Senken. Jeder Felsen und jeder Baumstamm bekam eine magische Aura. Ich fand es gemütlich, aber wir hatten da noch eine Aufgabe zu erledigen.
Peter traute sich zuerst ein paar Worte zu flüstern: „Ich tippe er kommt von da.“ Er zeigte auf die Senke mit dem Unterholz, in Richtung unseres Hauses.
„Glaub ich auch.“
Wer gerissen genug ist, uns jetzt zu suchen, ist auch schlau genug, das Unterholz zu durchkämmen.
Da ein Auto den Forstweg absuchte, machte es keinen Sinn für ihn, dort zu laufen. Im Klartext: den Weg durchs Unterholz heimzulaufen, war die Falle, in die wir tappen sollten.
Auf den alten Forstweg zurückzukehren, wäre der größte Fehler. Der Förster im Unterholz würde uns sehen. Blieb nur eine Lösung:
„Über den Neuen Forstweg!“, schlug ich vor.
„Unter ihm durch!“, konterte Peter.
Der Neue Forstweg lag tiefer, und jenseits gab es Gebüsch und jungen Wald, um unentdeckt heimzukommen. Wir mussten nur die Seite wechseln – das war der Schwachpunkt.

Das Gestrüpp zog sich bis zum neuen Forstweg, die Rinne für den Sturzbach lief daneben. Leise und vorsichtig krochen wir im Unterholz bergab, auf allen Vieren, oder geduckt, jede Deckung ausnutzend, das Kitz zogen wir hinterher. Gelegentlich brachten wir Pflanzen zum Wackeln, oder traten auf Stöckchen. Der Wind kompensierte das hoffentlich, nur leider wehte er unsere Geräusche in Richtung des Försters. Uns blieb keine Wahl. Wir arbeiteten uns vor zum Forstweg, der auf einer aufgeschütteten Trasse über unsere Köpfe hinweg führte. Fünf Meter seitlich führte ein großes Blechrohr unter ihm hindurch, damit Sturzbäche hier durchlaufen konnten.
Die Lage schien ruhig, ich packte mir das Reh unter den Arm, wir trabten los. Etwa fünf Meter ging es durch lichten Wald, der nur aus hohen Bäumen bestand, bis wir in das Rohr kamen. Dort plätscherte der Sturzbach dahin. Breitbeinig staksten wir hindurch, spreizten uns ein. An den Rändern der verschiedenen Wasserstände hatte sich grüner und glitschiger Belag gebildet. Er war nicht nur eklig, sondern vor allem gefährlich.
Es roch ziemlich muffig, aber dafür kam der Regen nicht rein. Ab und an rutschte ich ab, und meine feuchten Schuhe wurden nass. Wir mussten gebückt gehen, hatten den fauligen Belag also dauernd vor Augen und in der Nase. Auf dem Metall des Rohrs wucherte der Schlick, kein Waldboden sog ihn ein. Das war für mich der Tiefpunkt, meine Laune war am Kippen, ich freute mich nur noch auf ein warmes Bad in der Wanne  auch wenn ich dazu erst stundenlang den Herd schüren und Wasser kochen musste.
    Das Rohr war durchquert, und die „Schnitzeljagd“ ging weiter. Peter packte sich das Kitz auf die Schultern, zügig trabten wir den waldigen Hügel hinab, zum nächsten Unterholz. Bevor wir dort abtauchten, sahen wir uns um. Niemand war zu sehen.
Der Plan war klar: im Schutz des Dickichts marschieren, den Bach überqueren, und kurz vor unserem Haus Bach und Forstweg nochmals überqueren. Die Schwierigkeit war, dass Bach und Forstweg im Endspurt parallel liefen, man vom Weg einen guten Blick auf den Bach hatte. Das mussten wir riskieren.

Es fühlte sich gut an. Kühler Wind und Feuchtigkeit im Gesicht, von Nebel eingehüllter Bergwald, während Dämmerung das Land versteckte, der frische Geruch diverser Moose, Farne und Bäume – und ein gewildertes Rehkitz im Gepäck. Dazu ein Förster und die Polizei, die nach uns suchen. Das war ungetrübte Wildererromantik!

Mit kraftvoller Anmut rauschte klares Wasser den Bach hinunter, schlug schäumend gegen Felsen, lief keck daran vorbei, oder spritzte in die Höhe.
Moos überzog einen umgestürzten Baum, Pilze wuchsen darauf empor. Wir staksten durch die „Grüne Hölle“, und staunten über ihre Üppigkeit. Die meisten Pflanzen kannten wir mittlerweile: Wald-Ziest, Roter Hartriegel, Hohlzahn, Liguster. Der Geruch von Pilzen lag in der feuchten Luft. Blätter strichen uns über die Schienbeine, vermooste Felsen säumten unseren Weg, ich fühlte mich heimelig und stark.

Weit konnte es nicht mehr sein. Ein letzter Hügel stand uns im Weg. Der Aufstieg war steil und anstrengend, die Bäume standen eng, pieksten und kratzten uns gebührend, doch wir hatten das Ziel schon vor Augen. Zur Linken stand ein Fels, der senkrecht in den Bach abfiel. Und das Haus konnten wir schon sehen!
Wir machten uns an den Abstieg, als Peter mir mit einer Geste deutete, dass ich zurückbleiben solle, und sich leise auf den Hosenboden setzte. Ich tat es ihm gleich, lugte über den Hügel, sah das flache Stück voll mit Wedeln des Königsfarns, die seichte Furt durch den Bach, den Forstweg, der vor dem Haus vorbeiführte, und darauf ein Auto der Polizei. Oh nein!
Noch schienen sie uns nicht zu sehen, aber sie bewegten sich auch nicht. Wie kamen wir jetzt unentdeckt über den Weg? Überhaupt nicht. Fieberhaft überlegten wir. Es gab nur eine Möglichkeit, da waren wir uns einig. Doch wie setzten wir sie um?
„Ich sehe harmloser aus“, meinte Peter.
Ich gab ihm recht, und hatte meine Nase schon im Wind. Es kam mir vor, als könne ich die Beamten riechen, wie ein wildes Tier. Also schnappte ich mir das Kitz und schlich los. „Der Waldkauz“, gab ich das Erkennungszeichen aus.

Der Abstieg war genauso unangenehm, abermals pieksten und kratzten mich die dürren Äste der engstehenden Bäume. Keine Ahnung ob ich irgendwo blutete.
Den Bach zu überqueren, war so eine Sache. Ich schritt und hüpfte von einem großen Stein zum nächsten, doch ab der Mitte des Bachs war es vorbei. Das Gewicht des Kitzes hielt mich zurück, feuchte Steine ließen mich abgleiten, damit gab ich es auf. Mit der Gewissheit bald daheim zu sein, stieg ich ins Wasser und watete durch, das Kitz auf dem Kopf balancierend. Notdürftig wrang ich meine Hose aus, machte das Geräusch eines Waldkauzes und hielt mich startklar.

Es dauerte etwas, dann kam Peter über den Forstweg geschlendert, direkt vor dem Polizeiauto, er wendete, und wollte hinten am Wagen vorbei. Umgehend stiegen die Beamten aus, hielten ihn auf. Es war dieser kurze Moment, als sie ausstiegen und nach hinten gingen. Genau das war mein Moment! Mit vier großen Schritten war ich über den Weg gesaust! Ich duckte mich ins Gebüsch, sah sie in meine Richtung schauen, und dann wieder im Gespräch mit Peter.
Jetzt musste ich schnell sein! Die Bäume standen auch hier eng, dürre Äste standen überall im Weg, es war düster. Dafür hatte ich guten Sichtschutz, und kam so bis ans Haus. Ich beschloss rückwärts zu gehen, damit mir nicht andauernd das Gesicht zerkratzt wurde. Die Passage konnte nicht viel länger als drei Minuten dauern, war eintönig und anstrengend. Einmal fiel ich sogar hin. Irgendjemand hatte vor Jahren das Drahtgestell einer alten Matratze im Wald vergraben, aber nicht tief. Ich kannte die Stelle, sie stellte eine viereckige Erhöhung im Boden dar, bei dieser Sicht dachte ich nur nicht daran.

Die Stimmen wurden lauter und deutlicher, die Beamten begleiteten Peter bis zur Haustür. Ich wartete im Wald ab, bis sie vor der Tür standen, lud mir das Kitz auf die Schultern, das auf einmal ganz schön schwer war, und stakste langsam durch die Brennnesseln.
Durch das offene Fenster zum Toilettenraum hörte ich die eifrige Diskussion mit den Beamten. Peter und Frank verlangten immer wieder einen Durchsuchungsbefehl und wimmelten die Beamten ab. Es gäbe Zeugen, wir sollten den Wilddiebstahl zugeben. Danke, kein Interesse.

Ich wartete ab, bis die Polizisten wirklich verschwunden waren, dann stieg ich durch das offene Fenster ein. Stolz schritt ich in die Küche, präsentierte das Kitz. Jockel, Apollonia und der Hias bekamen sich kaum noch ein vor dreckigem Gelächter.
„Für an Stadterer nit schlecht“, meinte Apollonia diplomatisch.
Der Hias war direkter: „Drei moi so lang wia mir! Nit schlecht!“
„Es gab ... Schwierigkeiten ...“, erklärte ich. „Der Förster kam uns entgegen, Polizei war unterwegs ...“
„Isch klar.“
„Wie seid ihr denn gegangen? Kamen sie euch nicht über den Weg?“
„Mir san glei übern Bach“, erklärte der Hias. „Da geht ma oiwei in der Niederung, neba dem Bach her, im Unterhoiz. Der Förster patrouilliert aber oben, aufm oiden Forstweg. Er moant, von da oben siggt ma ois. So war des scho immer! Genau desweg‘n geh‘n mir oiwei da unten durch. Und es is‘ da direkte Weg.“
Abermals lachten alle, aber nicht mehr so laut.
„Wo ihr los seids“, fügte der Hias an, „is uns klar g‘wen, dass ihr da oben laufts, und dass die alle auf eich los genga. Also war für uns der Weg frei! So einfach is‘ des vor 100 Joar nia g‘wen!“







Sonntag, 9. November 2014

Leseprobe: Wald- und Wiesengeschichten

Leseprobe: Wald- und Wiesengeschichten


1


„Hops“ und „Happs“ denkt sich der Fuchs, als er auf das für ihn leckere Kaninchen zuspringt. Doch was passiert jetzt? Etwas Großes, Lautes und Leuchtendes kommt ratternd näher, ein Ungetüm – und es hält direkt auf ihn zu. Er wendet, lässt das Kaninchen sausen, und flüchtet sich zurück ins Unterholz. Das Wesen, oder Ding, kam erstaunlich schnell. Über das steinige, ebene Band, das sich durch den Wald zieht, hatte er sich oft genug gewundert, sich aber weiter keine Gedanken gemacht. „Hier kommt doch nie was!“, zweifelt er. Und dann kracht dieses Ungetüm auch noch in einen der Bäume.

„Um Himmels Willen“, schreit der Fahrer des 38er Aston. „Der Kotflügel hat einen Totalschaden! So einen bekomme ich nie wieder! Mein schönes Auto!“ Seine weiteren Flüche drehen sich um Wertminderung, und um Wildtiere im Allgemeinen. Einmal im Jahr, im Frühsommer, holt er den Wagen aus seiner Garage, um an der traditionellen Oldtimer-Rally teilzunehmen. „Hier kam noch nie ein Tier!“, schimpft er und tritt wütend in den Baum.

„Muss das sein, du Chaot!“, krächzen die Eichelhäher, als sie in panischer Angst auffliegen, und zusehen müssen, wie ihr halbes Nest herunterrieselt, der Baum knickt und gefährlich schief stehenbleibt. „Den können wir vergessen!“ „Wohin sollen wir nur?“ „Wir müssen brüten!“ „So viel Arbeit umsonst!“ „Hier können wir nicht bleiben!“ „Wo sollen wir hin?“ „Wir müssen los, wir müssen los!“ „Es ist schon so spät im Jahr!“ „Wir müssen brüten!“ „Auf gehts, auf gehts!“ „Ob wir den Verlust jemals aufholen?“ „Wir müssen los, wir müssen los!“


2
Aufgeregt flattert das Eichelhäherpaar auf, umrundet seinen alten Baum. Dieser beginnt, weder für unsere Augen, noch für Vogelaugen wahrnehmbar, seine Äste neu auszurichten, um mit seiner Schieflage weiterleben zu können.

Das gefiederte Paar flattert hektisch von Baum zu Baum, auf der Suche nach einem neuen Nistplatz. Nicht jeder Baum kommt dafür infrage – zu klein, zu dünn, zu nah am Wohnort gefährlicher Tiere, oder bereits von anderen Paaren bewohnt. „Hier ist kein Platz mehr!“, heißt es allerorten, „Hier ist kein Platz mehr für euch!“

Immer tiefer fliegen sie in den Wald, der voller ungeeigneter Bäume ist. „Einer muss doch für uns dabei sein!“ Nur leider entwickeln Nadelbäume im Wald keine ausladenden Äste; sie schießen nach oben, um dort an Sonnenlicht zu kommen. Das Unterholz fällt karg aus, bietet sich genau so wenig zum nisten an.
Nach einer Ewigkeit des Fliegens und Suchens, als sie dabei sind, die Hoffnung zu verlieren, entdecken sie eine Lichtung. Freudig erregt flattern sie im Kreis um sich selbst und frohlocken. Zwischen Fichten stehen Buchen und Kastanien, deren ausladende Äste über die Wiese hängen. „Hier finden wir einen Platz!“ Emsig begutachten sie jeden Baum an der Lichtung, sitzen Probe, piepsen eifrig.
Nachdem jeder Ast besichtigt ist, wählen sie einen Lieblingsplatz. Sie sind begeistert von ihrer Platzwahl, fangen sofort an Kleinholz vom Waldboden zu picken und ein neues Nest zu bauen. Für eine Nachbrut ist es noch nicht zu spät!
Nicht jeder Bewohner ist darüber erfreut, am wenigsten das Eichhörnchen. 



Fortsetzung hier: 
http://www.amazon.de/Wald--Wiesengeschichten-Robert-K%C3%B6nigshausen-ebook/dp/B00PDL4E8K/ref=sr_1_1?s=digital-text&ie=UTF8&qid=1415555532&sr=1-1


Und Teil 2 des Büchleins spielt sich mit der Frage, wie die Tierreliefs aufs Schloss kamen, und was die Gechichten hinter der Geschichte sind. 




1
Die Wildsau


Endlich gings los zur Jagd! Im Jahr des Herrn 1601, einem außergewöhnlich kühlen Jahr, in einer ohnehin kühlen Zeit, das den Bewohnern von Schloss Döswald lange in Erinnerung bleiben sollte, ließ Ritter Eckbert von Döswald zur Jagd blasen.
Schon preschten all seine kühnen Recken, vier an der Zahl, auf ihren Pferden in den Wald, immer den Hunden folgend, die ihrerseits wiederum ihrer Fährte folgten. Es störte die kühnen Recken nicht, dass die Hunde mal kreuz, mal quer liefen. Die Spuren einer Wildschweinrotte waren kurz zu sehen, den Rest würden die Hunde schon finden. 



...


Samstag, 27. September 2014

Reisebericht Frankreich: BURGUND

Reisebericht Frankreich: "Burgund" / Bourgogne
inklusive: Mont Blanc
Metz



Ein Reisebericht über Frankreich war schon lange überfällig. Etwa 10 schöne Urlaube wären eine Erwähnung wert – doch nie hatte ich einen Aufhänger gefunden. Zu normal, reibungslos, nur freundliche Menschen – was kann man daraus machen?

Heute probiere ich, das in „einer Art Schnitzeljagd“ aufzuziehen.

Die Route:
Anfahrt durch die Schweiz
Rüber zum Mont Blanc
Zum Zelten ins „Zielgebiet“ (Burgund)
Abflug über Lothringen


„Stopover“ in der Schweiz
Wer hat hier wen zu was inspiriert? Stichwort: Literatur

Liechtenstein liegt links der Autobahn, jenseits des Rheins. Dunkle Berge ragen hoch auf, das Gebiet dahinter wirkt abgeschieden, geheimnisvoll. Wolken ziehen darüber, hängen fest, Burgen blicken trutzig herab.
Strommasten hängen im 45°-Winkel über einem Abhang, müssen gut im Berg verankert sein.

Das Hotel Stern und Post in Amsteg besteht seit dem 16. Jh., beherbergte Fuhrleute, auf Rast vor dem Gotthardpass. Alte Möbel bilden Teile der Einrichtung, es riecht nach Kultur und Inspiration.
Wir essen im Hotel-Restaurant. Das Essen schmeckt nach Essen, unheimlich gut, 2 Vorspeisen sind dabei. Wir sind tiefenentspannt, schon am ersten Tag.
Wohlige Gemütlichkeit im Kanton Uri, mitten in regnerisch kühler, teils düsterer Bergwelt.

Ähnlich muss es 1816 gewesen sein, als Lord Byron in seinem Schweiz-Urlaub „Der Vampyr“ geschrieben hat (Vorgänger zu Dracula, aufgezeichnet von Polidori), und Mary Shelley den „Frankenstein“.
Der Tourismus-Prospekt wirbt mit Thomas Mann, Rilke, Goethe und Nietzsche, die in der Schweiz waren und von ihr inspiriert wurden. 






Am nächsten Morgen fahren wir weiter durch die Berge, den Furkapass hinauf. In Serpentinen den Berg hoch, rein in die Wolke, die Temperatur fällt. Auf 2.400m bleiben 1,5°C (Ende August), das alte Grand-Hotel steht leer. Es fängt an zu schneien. Der erste Schnee des Jahres! (juhu & 200 Punkte)






Es geht abwärts, die Wolke ist noch nicht über den Berg gekrochen, wir sehen die Berge, halten inne vor Überwältigung.
Hinter dem Hotel Belvedere geht es zum Rhonegletscher (7,- CHF p.P.). Ein Gang führt in den Gletscher, in ganz altes Eis. 







Danach runter, in Serpentinen, ins Goms-Tal. Die Temperatur steigt auf 24°C.

Mit an Bord: 2 Weingläser (ja, aus Glas). Ob das gutgeht?



Chamonix Mont-Blanc
Wo ist die Luft hin?
In 2 Etappen bringt uns die Seilbahn hoch, über die Baumgrenze, in den ewigen Schnee, auf 3.800 Meter. Auf den Gipfel des Aiguille du Midi – der Mont Blanc ist 2 Gipfel weiter, und nochmal 1.000m höher. 





"Wandergruppe"



Wir laufen treppauf, treppab, ich bin aus der Puste und es wird nicht besser. Die Luft ist spürbar dünner hier oben.
Der Ausblick auf die majestätische Ruhe und Kühle des Bossons-Gletschers fasziniert uns.


BURGUND

 
Land der Weine und des Käses – und der Schnecken.
Viele Kirchen und Klöster aus der Zeit der Romanik = Früh -bis Hochmittelalter.
(Nix Pest, nix Inquisition, nix Hexenverbrennung  – das kam alles erst später)

Camping:
Chateau d‘Eperviere,
in der Gegend von Tournus. 


An unserem Zelt klebt: eine Schnecke.
Auf der Pizza des Take-Away der Schlossküche liegen: Schnecken.
und
Les Cerissels, bei Auxerre
von dort Ausflüge, nicht chronologisch:

In „einer Art Schnitzeljagd“ versuche ich, die vielen Sehenswürdigkeiten interessant und kurzweilig zu schildern. Richtig gelesen: ich versuche es ...

Wo ist denn die größte aller Kirchen hin? Wer hat sie gesehen?
Cluny

Das-Kloster-der-Klöster (9,50 EUR p.P.)
Im 11. Jh. stand hier die größte Kirche der Christenheit. Von ihr blieb erstaunlich wenig übrig.
Durch Unabhängigkeit vom franz. König, also ohne politische Einmischung, und einem streng religiösen Kurs (streckenweise bis hin zu militanten Katholizismus), hatten die Mönche weitreichenden Einfluss auf die mittelalterliche Klosterwelt (Cluny hatte ca. 1.500 Niederlassungen in ganz Europa).
Religionskriege setzten ihm zu, die Revolution gab ihm den Rest. Der größte Teil der Anlage ist heute barock, die Kirche eine Ruine.

Der Gärtner fragt, aus welcher Region wir sind. Wir fassen es als Ritterschlag auf. Er ist völlig überrascht, dass wir keine Franzosen sind.

Als Gärtner hat er aber auch ein Interesse daran, dass Gras über die alte Kirche wächst. Wartet er auf Kontaktleute, für die er uns hielt? Wir zählen ihn zu den Verdächtigen, einfach weil er ein Gärtner ist (das lernt man aus alten Krimis). 







Wo gibt es noch Qualität? Gibt es Spuren davon?
im Ort Cluny

Qualität wird in Frankreich (und der Schweiz) noch geschätzt.
Ein kleiner Laden verkauft n-u-r schöne Bücher. In der Patisserie gibt es schön gemachte Leckereien, und hausgemachte Schokolade (61,- €/kg).



Pizzeria "Werwolf"

Vor unserem Zelt:
Wein: fruchtiger Pinot Noir.
Käse: Cremaux de Bourgogne: zerläuft von selbst, Weichkäse, ist irgendwas zwischen Butter und Käse.
Unsere Gläser kommen zum Einsatz (20 Punkte)


Wo ist der Abt von Cluny hin?
CHAPELLE-DES-MOINES, Berze-la-Ville

Wer kommt denn hierher?
Der Abt von Cluny zog sich, nach dem Tagesgeschäft, hierher zurück - zur Ruhe. Und Ruhe hat man hier wirklich. Sie liegt abgeschieden, in sanften Hügeln, kaum Touristen.
3 EUR p.P. Sehenswert wegen seiner Wandmalereien aus romanischer Zeit. 

Fotografieren verboten. Ein paar Bilder gibt es hier:
http://www.sitesclunisiens.org/article.php?sid=111


Hatte Cluny irgendwelche Konkurrenten? Ist Ihnen irgendwer aufgefallen?
Abtei FONTENAY

(von „auf den Quellen“), bei Montbard. Ist was zum totknipsen (10,- EUR p.P.)
Nach dem ganzen Prunk von Cluny kam es zu einer Gegenbewegung von Mönchen, die in Armut und Einsamkeit leben wollten (nach den Regeln des Hl. Benedikt). 1098 gründeten sie das Kloster Citeaux, danach benannten sie ihren Orden („Zisterzienser“). Die Anlage besticht durch ihre Schlichtheit.
Kurze Geschichte des Klosters:
Gründung 1118, Blüte bis ins 15. Jh., wo 200 Mönche selbstversorgend lebten und ihren Abt direkt wählten.
Danach griff der König in die Wahl des Abtes ein, es ging bergab.
1790 Auflösung des Klosters (franz. Revolution!), ein Nachfahre des Erfinders des Heißluftballons (Montgolfier) kaufte das Gelände und machte daraus eine Papierfabrik.
1906 von einem Banker aus Lyon gekauft und saniert. Heute UNESCO-Weltkulturerbe.

Die Kirche zog mich gleich bei Betreten in ihren Bann, mit ihrer Würde, ihrem Alter, ihrer Schlichtheit, ihrer majestätischen Erhabenheit.
Danke Fontenay für diese Sehenswürdigkeit - ich war Ticket N-443021. 








Wo ist Maria Magdalena abgeblieben?
Wer kommt dorthin, und wer ist schon da?
VEZELAY

Vezelay war ein beliebter Pilgerort auf dem Jakobsweg. Von ehemals 2000 Einwohnern sind heute etwa 500 geblieben.
Im Jahr 887 kamen die Normannen, zum plündern, und um alles kurz und klein zu hauen.
Heute kommen Touristen, großteils Ü-50, deutsch (weit vor Holländern und Engländern) und in Gruppen. Wir fallen also auf. 








Anziehungspunkt ist die Basilika Sainte-Marie-Madelaine, begonnen 1120. In der Krypta wird eine Relique von Maria Magdalena aufbewahrt.
Auf den Kapitellen der Säulen warten mittelalterliche Monster auf einen, in reichhaltiger Auswahl. Totknipsen ist angesagt.

Der Eintritt ist frei, dafür kostet parken etwas mehr. (1h = 2 €, ganzer Tag = 4 €).
Der Weg von und zur Abtei führt durch die alte Hauptstaße, vorbei an -na?- Souvenirläden, Cafés und Restaurants.
Bei Jean-Claude Gadreau kaufe ich 4 seiner Fotografien. Er freut sich, dass wir uns Zeit nehmen, zum plauschen und kaufen. Dafür (?) signiert er mir seine Werke (die ich jetzt teuer weiterverkaufen kann, hehe).

Sennecy-le-Grand
Warum blinkt hier alles? Hat das irgendeine Bedeutung?

An der Bäckerei: Mühle mit 4 Flügeln, rot, jeder Flügel leuchtet einzeln, reihum, dann alle 4 zusammen, alle aus, alle ein, ...
An der Apotheke: grünes Kreuz, voll illuminiert, dehnt sich von innen heraus, geht nach innen zurück
Die ganze Straße entlang sieht man Schilder blinken
Aber klar: alle Häuser sehen gleich aus, braun und teils sanierungsbedürftig ziehen sie sich die Durchgangsstraße entlang. Nicht überall wo Bäckerei draufsteht, ist auch eine drin (die Schrift kann alt sein).
Wo es blinkt, ist ein Geschäft, das gerade geöffnet hat. 


Und Lärm machen kann man auch


Wie kommt die Artus-Sage nach Burgund?
AVALLON

Die Indizien häufen sich, dass dieses Städtchen in Burgund der Entstehungsort der Artus-Legende ist.
Die Namensähnlichkeit zu Avalon kommt nicht von ungefähr. Historiker sehen das so:

Ein spätantiker Historiker, Jordanes, berichtet 551 von einem römischen Heerführer Flavius Aetius, der energisch gegen alle möglichen Angreifer auf Gallien kämpft. Gegen einen Angriff der Goten bekam er Unterstützung von einem „Riotharmus“ (= Heerführer), und dessen Streitmacht der „Brettonnen“. Leider bleibt der „Riotharmus“ im Dunkel der Geschichte. Historiker vermuten Avallon als Sterbeort von Flavius Aetius.

Mit den „Brettonnen“ verbreitete sich wohl die Legende vom tapferen Hauptmann, und seinem Sterbeort Avallon.
Interessant: die Bretonen sind mit Kelten aus England verwandt. Die Bretonen beanspruchen die Artuslegende für sich, und führen auch Orte in der Bretagne dazu auf.
Über sie muss die Sage nach England gekommen sein und von dort in die ganze Welt.
Man vergleiche die Umstände:
Burgund: in der Endphase des Römischen Imperiums kämpfen gallo-römische Verbände gegen eindringende Germanen.
England: nach Abzug der Römer kämpfen keltische Truppen gegen eindringende Germanenstämme (Angeln, Sachsen und Jüten)

In Avallon gab es ein Buch zum Thema (leider nur auf französisch). 





Gab es hier früher schon irgendwelche Menschen? Ab in die Höhle!
Grottes d‘Arcy (bei Arcy-sur-Cure)

Große Tropfsteinhöhle, inkl. Malereien von Steinzeitmenschen. (8 EUR p.P., fotografieren verboten)
- Großer Stalagtit: hängt von oben herab, Unterbau: wurde weggespült. Jetzt wird er nur noch von oben gehalten
- See, ca. 8m lang: besteht nur aus den Tropfen, die die Stalagtiten herab laufen/tropfen
(fotografieren verboten)


Tiere, Tiere, Tiere – Geräusche auf dem Zeltplatz:

- Krähenherde kreist abends (laut) über den Platz
- Hunde kläffen nachts (die ganze Nacht), entfernt, irgendwann hat man sie geortet, kläffen und jaulen (sich zu?), als ob sie sich zu einem Rudel zusammenschließen wollten ...
- Hähne: übernehmen die Frühschicht, lösen die Hunde ab
- Käuze: machen die ganze Nacht durch „uhuuuhuuuh“
- Das Geräusch von gerupftem Gras, verursacht von einer weißen Kuh (gleich neben dem Zeltplatz)
- Igel, raschelt durch die Büsche, man hört seine Schritte / ihn tapsen / und rascheln

Mehr Tiere gefällig?
Nachtfalter (im Auto, in der Dusche, ...)
Weinbergschnecken - kriechen ins Zelt.
Ab 21 Uhr schauen wir „Fledermaus-TV“: die Tierchen sind emsig am flattern, extrem wendig und lautlos; sausen über freie Rasenflächen und über unsere Köpfe.


On the road:
Hotel / Restaurant „Le Sauvage“ (zum Wilden). Wie es da wohl zugeht?
Bar / Brasserie „Le Speed ce cool“
Lux ist die Partnerstadt von „Wolken“ (DE) = Licht & Wolken?
Und immer diese Weinfelder ...


CRAVANT
Hier halfen die Schotten 1423 Frankreich zu verteidigen.
In der „Auld Alliance“ waren beide verbündet - gegen England. Und die Engländer waren daran, mit Hilfe ihrer Langbögen, die franz. Truppen zu besiegen (die Pfeile der Langbögen durchschlugen Ritterrüstungen), Frankreich zu erobern und sich einzuverleiben. 






Und weiter geht‘s mit der Kirchen- und Kloster-Geschichts-Schnitzeljagd:

Gibt es mehr eigenartige Gebäude aus der Frühzeit der Romanik?
TOURNUS

St. Philibert ist einer der bedeutendsten frühromanischen Kirchen. (Wer durch den Ort fährt, kann sie nicht übersehen). Vorhalle (um 950) mit Resten der alten Bemalung. Hinter dem Altar: ein altes Mosaik. Darunter: Krypta, ebnfalls mit Resten einer Bemalung.

Zum 2. Mal in Europa (nach Cluny) gelangen hier Tonnengewölbe und Doppelturmfassade. 










Wo gibt‘s den meisten Käse?
DIJON

In der Kirche St Benignin: große Krypta (57m lang), mit Rotunde, von der von oben Licht kommt (ungewöhnlich für Krypta). Skurile Kapitelle auf den Säulen, Mosaikboden um Grablege des Hl. Benignin. 




seltsame Monster


In der Innenstadt: Bourgogne-Fahnen über allen Gassen, viele Geschäfte. Leckere (?)Sachen zum Kauf: Käse, Gemüse, Innereien, Käse, Fisch, Käse, noch mehr Käse.
Zugegeben: die Frage nach „dem meisten Käse“ können wir nicht lösen. (null Punkte)

Markthalle: von Gustave Eiffel entworfen. 








Die größte Krypta, die ihr je gesehen habt?
AUXERRE

neues Leben in alten Häusern. Nette, kleine Läden in den Gassen, schön zum flanieren. 





Kathedrale: Reste der Bemalung blieben erhalten






Abbaye St Germain
In einem Strand-Liegestuhl im Kreuzgang warten wir auf unsere Führung durch die Krypta.
Kirche und Museum sind gratis, viele Stücke aus gallo-römischer Zeit. 




Krypta: die größte, die ich je gesehen hatte.
Anfänge im 5. Jh., 4 Säulen aus gallo-römischer Zeit, mit karolingischen Kapitellen und Eichenplanken darauf. Darüber Gewölbetonnen aus dem 9. Jh. Enthält das Grab des Hl. Germain & seiner Brüder. Im 9. Jh. bunt ausgemalt, später mit gemalten Textstellen erweitert, in gotischer Zeit mit neuer Rotunde abgeschlossen (auch um die Kathedrale darüber tragen zu können).
Nur im Rahmen einer Führung zu sehen, fotografieren verboten.


Gibt‘s nix Anderes?
Fahrt nach PARAY-LE-MONIAL, bei Regen:

Die 2-spurige Landstraße (110 km/h) führt bergab, gibt einen Blick auf Montchanin frei: gelbe Lichter auf einem Mast signalisieren die Lage der ehem. Bergbaustadt.
Montceau-Les-Mines: Kohlekraftwerk & Arbeiterhäuser, der Ort zeugt von der industriellen Vergangenheit (Bergbau) Burgunds. Der Fußballverein (4. Liga) besiegte 2007 zwei Erst-Liga-Vereine.




Gibt es eine Sicherheitskopie von Cluny?
Paray-Le-Monial

ein weiterer Pilgerort auf dem Jakobsweg. Die romanische Basilika Sacre Coeur (ab 1090) ist außen im Originalzustand. Man hält sie für eine Kopie von -na?- Cluny. Deshalb beziehen sich die Rekonstruktionen von Cluny auf diesen Bau.

Für uns interessant: hier -und in Auxerre (St. Germain)- steht der Turm / die Turmfront vom Kirchenschiff entfernt (römische Traditon in Gallien?), während Türme bei uns fest zum gesamten Bau gehören.

Im Ort stehen noch viel mehr Kirchen und nette Plätze, doch im Dauerregen wirkt das 70er Jahre Pub sehr einladend. Wir trinken Kaffee bei netten Menschen. 








Ausklang:
LORRAINE (Lothringen)

Auf der Autobahn ist dichter Verkehr. Lothringen hat Industrie, und man kommt von hier in die Nachbarländer. 


Wo sind all die Monster hin? Und wo ist die Fledermaus?
METZ

Wir bleiben noch in unserer französischen Lieblingsstadt. Die Stadt ist überwiegend gelb - aus gelbem Sandstein gebaut, meist mit glatten Fassaden (in Frankreich baut man sonst viel aus Naturstein)
Leute laufen elegant herum, ab 20-21 Uhr strömen junge Leute mit Autos in die Stadt und stürzen sich ins Nachtleben. 


Im „Namur“: einer Traditionskonditorei (seit 1863), mit vielen sehr schönen Sachen. Kaffee & kleine Mahlzeiten.Der Kaffee kommt mit einem selbstgebackenem Keks, der das „N“-Emblem des Ladens trägt. 


Was gibt es noch?
Den "Marche Couvert" (Markthalle): in U-Form: schöne Sachen zum essen


Musée Cour d‘Or (4,60 EUR p.P.): Archäologische Sammlung, von gallorömisch bis zur Renaissance & Gemälde. Höhepunkt ist das „Bestiarium“, eine Sammlung mittelalterlicher Monster und Fabelwesen, auf Holzplanken einer alten Decke gemalt. 


Comicladen (BD Hisler), gegenüber der Kathedrale: großer Comicladen, für Mangas, Abenteuer oder grafisch hochwertige Bände. Frankreich ist Comic-Nation Nr 1 (neben Japan), heißt hier aber „Bande Dessinee“ (in etwa: gezeichnete Streifen). Auch in diesen Bänden tummeln sich jede Menge Monster ... 


Kathedrale St Etienne, ab 1220, ist Anziehungspunkt und Highlight. Genannt „Laterne Gottes“, da sie die größte Fläche an bunten Glasfenstern hat. Zum Bau blieb nur ein schmaler Platz vor einer Bodenschwelle, deshalb ist sie eher schmal für ihre Höhe (die dritthöchste gotische Kath.), was tolle Lichteffekte auf die Wände bringt. Eintritt frei.

Abends: eine Fledermaus kreist vor der Kathedrale (!), direkt über Parkplatz und Straße, mit Nachtleben-Verkehr. Wir haben sie gefunden! (100 Punkte)






Musee d'Or: so sieht es aus, wenn Andere im Sofa sitzen und rausschauen

Merkur und sein Pferd bezwingen den Schlangenmann (römisch). (St. Georg der Drachentöter ist also ein Plagiat)


Musee d'Or: mittelalterl. Monster im "Bestiarium"

Musee d'Or: seltsame "Stadtansicht" von Metz aus dem 17. Jh.

Hier flattert die Fledermaus herum!



Wir haben alle Aufgaben zu unserer Zufriedenheit gelöst, viel gelernt und uns sehr wohl gefühlt.
In einem Riesen-Supermarkt bunkern wir schöne Sachen für den Winter (528 Punkte).
Auto: voll. Geldbeutel: leer. Dreckwäsche-Sack: voll. Rucksack: leer. Es ist Zeit heimzufahren.

Zusatzpunkte?
Unsere Weingläser haben die Tour unbeschadet überstanden (!).
1000 Punkte extra.


.......................

Für Selbermacher:
Frankreich ist Land der Autofahrer, Camper, und der Comics. Also keine Sorge.

Innerorts: 50 km/h
Landstraße: 90 km/h
Autobahn: 130 km/h. Viele Strecken sind gebührenpflichtig = Ticket ziehen, bei Ausfahrt bezahlen. Oder: einen Fixbetrag zahlen.
Als Barzahler: IMMER eine Spur ansteuern, auf die ein grüner Pfeil zeigt! (Meist in der Mitte). Dort mittlerweile überwiegend Automaten.

Zelten: Plätze gibt es überall. Keine andere Nation bemüht sich so sehr um Camper. Liegt auch daran, dass Franzosen gerne im eigenen Land zelten. Daraus folgen: moderate Preise. 2 Personen, Auto, Zelt = ca. 15 - 20 EUR / Nacht.

Nützliche Accessoires beim Zelten:
Gaskocher und Besteck etc., zum selberkochen
Spülwanne (mangels Stöpsel am Waschbecken)
Plane für unters Zelt. Gibt‘s bei den Outdoor-Ausstattern (wir nehmen alte Duschvorhänge)

Einkaufen: überall Riesen-Supermärkte mit großem Parkplatz, Toilette, Kaffee-Bar - und meist einer günstigen Tankstelle, die zum Konzern gehört (überwiegend nur noch per Kreditkarte an der Säule).

Hotels: viele Billig-Hotels, meist am Rand der Städte (DZ 30-50 EUR), dort auch franz. Familien-Restaurant-Ketten. Man kann gar nicht verloren gehen.

Sprachlich: kleine Basics lernen. V.a. auch, dass man kein französisch kann. Junge Leute schlagen einem gleich englisch vor - wer es kann sowieso. (viele Ältere können wirklich nichts Anderes als französisch ...).
Ich selbst kann auch nicht mehr, und bin noch immer durchgekommen.
(Allerdings kann die Frau halbwegs französisch, hehe).