Sonntag, 12. Mai 2013

Reisebericht: USA Southwest 2013

Reisebericht USA 2013, Südwesten

„Pure Awesomeness!“


Deutsche Touristen im Wohnmobil - das ist der Klassiker. Danach zeigt man Fotos, á la: „Ich und der Grand Canyon“ usw. Gähn. Doch wie ist es da wirklich?

Am Flughafen von Toronto (Kanada) geht es herrlich unaufgeregt zu. Im Fernsehen hinterm Tresen laufen: Soccer (also unser Fußball), Live-Streams vom Highway (aktuelle Verkehrslage), und Snowboarding (Ende April!).
Wir registrieren uns und unser Gepäck für den Weiterflug, durften in die Warteschlange (ca. 45 Min.) - und: bei US-Beamten vorsprechen, über den Grund unserer Reise, Abdrücke von allen 10 Fingern, ein Foto, und schon war unsere Einreise genehmigt. (Ja: US-Beamte arbeiten dafür auf kanadischem Boden).

Nur dabei statt mittendrin

Ein paar Zeitzonen weiter westlich blinkte und leuchtete fabulous Las Vegas. Im Taxi lief ein Monitor mit Werbung und Einstimmung (der Fahrer hörte nebenbei sein iPod). Reizüberflutet und hundemüde rollerten wir den langen und hohen Gang, verziert mit Hieroglyphen, ins Luxor-Hotel, einer schwarzen Pyramide.
Im Inneren der Pyramide zogen sich Gänge entlang, mit Türen zu den Zimmern. Der Innenraum war eine große Halle, mit Casino, riesengroßer Bar, 2 Star**cks-Filialen (Frühstück inkl. ist nicht), diversen Läden, und der Rezeption. Junge Ladies in Abendkleid und Jungs mit Bier in der Hand wuselten herum. Wir waren etwa 24h unterwegs und fielen ins Bett.

In Las Vegas wurde geklotzt was das Zeug hält. Riesige Hotels mit einem Motto, Casino, vielen Shops. Man läuft einfach durch und kuckt. Das Excalibur macht einen auf Ritter, andere Hotels machen auf Monte Carlo, Paris, holländische Gärten (mit echten Pflanzen), Regenwald, altes Rom. Beim New York New York ragen Skyscraper auf, eine Achterbahn fährt drumherum.

Las Vegas ist berühmt für seine Shows, man bruncht, isst Buffet, liegt am Pool oder läuft den Strip auf und ab. Viele Alt-Stars treiben sich herum: Elvis & sein Bruder, Rod Stewart, Darth Vader, Chewbacca, Spongebob und Minnie-Maus (oder deren Doubles).
Service und Reinigungspersonal besteht zu einem großen Teil aus Latinos (die besser englisch können als wir). Es ist sehr sauber, überall wird Abfall zeitnah beseitigt.
Wir verbrachten den Abend mit Jeff & Crystal aus Phoenix, die uns eine wunderbar interessante und fabelhafte Zeit bescherten.

In Las Vegas muss man den ungebremsten Luxus beneiden: Porsche, Hummer und Stretch-Limousinen auf der Straße, ein Ferrari-Shop im EG eines Hotels, all die Promis die schon hier waren.
Da uns das leider nicht ansprach, setzten wir uns in eine der Malls (No shirt, no shoes = no service). Man holt sich ein Getränk von einem Laden, Gebäck vom anderen, und verzehrt es in der Sitzecke.
Das Stück Kuchen gibt es in eine Papiertüte (nix Teller, nix Besteck). Das hat den Vorteil, dass 1/4 des Kuchens in die Tüte rieselt und die Finger kleben. (Gut dass es überall kostenlose Toiletten gibt). 






Der Hit: Drinks to go, in einer „Blumenvase“ mit Strohhalm. Das längste Gerät ca. 1m, für 1 Liter Cocktail oder in der Art, in schicken Farben.
Man kann wunderbar mehr essen, mehr trinken, mehr kaufen. Und nach 1,5 Tagen kam mir das furchtbar leer vor, ich hatte genug und wollte raus.

Unser Wohnmobil (ca. das zweitkleinste) war ein Schiff (ca. 7m lang), mit Küche, WC & Dusche, 2 Schlafplätzen, Sitzecke (umklappbar), Sessel. Maschine: Ford E-450 (ca. 280 PS, Verbrauch um die 25 l / 100km), Automatik. Ach ja: Kühlschrank, Mikrowelle, Fernseher, CD-Spieler aussen, Rückfahrkamera.
Warum Wohnmobil? Die Besiedlungsdichte im Südwesten ist nicht besonders hoch. Der Klassiker ist hier der Campground mit „Full Hook Up“. Heißt: der Platz hat Anschlüsse für Strom, Frischwasser, Abwasser.
Jeder Platz hat ein Toiletten-Haus, aber nicht immer mit Dusche. Campgrounds gibt es in fast jedem Nationalpark, Motels nicht.

Noch eben Vorräte einkaufen. Im Supermarkt (Schusswaffen verboten): frisches Obst und Gemüse, Säfte in vielen Farben und Sorten, Fertiggerichte, Tortillas und viele Chilli-Saucen. Extragroß ist: die Abteilung BBQ-Saucen. Trinkwasser gibt es in Kanistern (9,46 Liter), da Leitungswasser gechlort wird.
Die Kassiererin fragt woher wir sind. Ein Kunde hört es und erzählt von seinen Deutschland-Erfahrungen Ender der 60er.

Raus in den Staub

Was Las Vegas für die Region bedeutet wird klar, wenn man es verlässt. Dort kommt erstmal nur leeres Land.

Das WoMo ist eine lahme Ente. Doch egal wie langsam wir um die Kurve fahren: die Fahrer sind immer sehr entspannt und geduldig. Tempolimits werden eingehalten. Anfangs sah es etwas bizarr aus. Riesige Autos tuckern langsam dahin, aber so ist das hier. Nie, wirklich nie wurden wir angehupt, beschimpft, ausgebremst etc.
Die Ampeln stehen praktischerweise hinter der Kreuzung, damit man sich zum schauen nicht verbiegen muss.

Im Radio läuft Werbung. Ein Cowboy preist per Sprechgesang eine Ware an. Und die ist wirklich gut -  „`cause a Country-Boy don‘t lie!“

Die Route 66 ist nur noch in Teilen erhalten. Seit der Interstate an den Orten vorbeipfeift, sind sie vom Geschehen abgeschnitten. Es entstanden Bürgerinitiativen zum Mythos Route 66, damit Touristen wieder durch die Orte fahren und Geld bringen.
Bei Kingman biegen wir ein. Flache Häuser und Weiden mit Rindern dehnen sich aus. Immer wieder weht der Wind trockene Spitzen von Büschen über die Straße.

Gleise laufen neben der Straße. Immer wieder fahren Güterzüge, gezogen von 4 Loks, gefolgt von ewig vielen Anhängern mit Containern, meist doppelstöckig gestapelt.

Links steht ein Biker zum pinkeln. Rechts seine Freunde, einer deutet zu ihm hinüber (damit wir was zum lachen haben).

In Seligman fahren die Züge im Schrittempo durch den Ort. Im Roadkill-Cafe (Schusswaffen verboten) wird der „Roadkill“ serviert, also überfahrene Tiere (zumindest verspricht das die Speisekarte).

Auf und nieder, immer wieder.

Vor Flagstaff beginnt Wald, wir biegen ab nach Norden, es bleibt waldreich, mit Fichten, Tannen und Gras am Boden. An der South Rim, vor dem Grand Canyon, grasen Elche im Wald.

Bei Sonnenaufgang sind wir am Grand Canyon und genießen die Ruhe mit grandiosem Ausblick. Man steht oben, auf der South Rim, und schaut nach unten, auf Bergflanken und einem Netzwerk aus Bachläufen, allesamt trocken, aber tief in den Fels gefräst. Von all den Wassermassen, die dieses Gebilde tief (etwa 1-2 km!) in den Stein schliffen, blieb nur der Colorado-River.
Der Grand Canyon ist also nicht nur ein Loch, sondern eine bizarre Berglandschaft, die man von oben anschaut, und mehrere Kilometer lang (300-400 km). Schräglagen bis ca. 60-70° sind bewachsen, die Flächen grün überzogen. Senkrechte Bruchflächen sind roter und gelber Sandstein.
Man fährt die Straße auf und ab, macht seine Fotos vom Parkplatz aus. Zum Sonnenuntergang bringt der Gratis-Shuttle-Bus kräftig Leute zum Aussichtspunkt am Visitor-Center. Sobald die Sonne weg ist, wird es wieder kühl. 







Meine (eingeschweißte) Tüte mit Kaffee war prall aufgeblasen, kurz vorm platzen. 2000 Meter tiefer sah sie noch normal aus...
Und nachts friert man sich was ab, bei Temperaturen um den Gefrierpunkt. Die Mütze auf dem Kopf hilft nur wenig.
Nach dieser Erfahrung kauften wir uns bei W**Mart (Schusswaffen verboten) Fleece-Schlafsäcke und Thermosocken. Die Warnschilder vor Eis auf der Straße waren also kein Scherz...




Ein paar hundert Höhenmeter tiefer, in trockener Halbwüste, neben einem Kraftwerk nahe Page (gegründet 1957), sind die beiden Antelope Canyons. Wir entscheiden uns für den:

Lower Antelope Canyon
Wir sind auf Navajo-Land, zahlen 6,-$ Navajo-Gebühr, die Ureinwohner blödeln ungehemmt herum, führen uns dann durch den Canyon. Vor uns sind Dinosaurier hier herumgelaufen und haben Fußspuren hinterlassen.
Durch eine Ritze im Boden geht es hinab. Flashflood-Wasser hat bizarre runde Formen in den Sandstein gespült. Von oben fällt Licht herein, zaubert fabelhafte Stimmungen in den Spalt. Der Guide redet angenehm wenig, zeigt nur gute Stellen zum fotografieren. Wir fanden aber genau das erfrischend. Den Ureinwohnern ist es wichtiger, dass man sein eigenes Tempo geht und seine Augen öffnet.
Durch die Rundungen wird der Schall weit geleitet. Um das zu demonstrieren, spielt üblicherweise einer Flöte. Doch es ist Vorsaison, da kann man auch gute Musik machen: zur Gitarre ein paar Pearl Jam Songs singen (ist uns auch viel lieber). 






Auf dem Highway wirbeln wir den Staub auf und fahren durch trockenes Land, trockene Büschel wehen über die Straße. Mal eine Hausruine, mal die Stromleitung, oder eine kleine Siedlung links und rechts der Straße - dazwischen mal eine Stunde fast leeres Land.
Mitten im Nichts dann eine Stadt: Kayenta, 5.000 Einw., 3 Tankstellen, 1 Supermarkt, auf dem Parkplatz streunt ein wilder Hund, sucht nach Essbarem, bleibt ruhig und brav. Wir tanken, sehen uns im Markt um (als die einzigen Weißen), trinken Kaffee. Hier ist Indianerland, ich kaufe mir die Navajo-Times. Top-Thema: Star-Wars wird in Navajo synchronisiert! Außerdem eine Anzeige: haben Sie ***** genommen und leiden jetzt an Blasenkrebs, Unterleibsschmerzen oder Harndrang - kontaktieren Sie uns, Sie haben evtl. einen Rechtsanspruch! Anwaltskanzlei so-und-so. 

Kayenta, AZ




Warmer Wind bläst Sand und trockene Büschel durch den Ort, wir haben unser eigenes Roadmovie.
Darüber sind wir glatt falsch abgebogen, halten direkt auf ein Pförtnerhaus zu, nur für registrierte Besucher. Wir wollen nur umdrehen bitte. Wo seid ihr her? Deutschland? Ja, du kannst hier umdrehen, meint der (weiße) Schutzmann auf deutsch (!).
Am Gooseneck State Park hat Wasser eine Schleife in den Fels geschliffen, es geht ca. 300m senkrecht runter. Der San Juan River ist nur noch ein Rinnsal. 




Der Highway 163 führt am Monument Valley vorbei nach Utah. Blickt man zurück, ist es DAS Motiv des Westens schlechthin. Wind wirbelt Sand auf und zieht ihn hoch, zu sog. „Dust Devils“.
Einheimische halten ebenfalls, ein Smalltalk entsteht. Wo seid ihr her? Deutschland! Ich bin auch deutsch, meine Vorfahren kommen von dort. Wir sind aus Indiana, einer Hochburg der Deutschen (neben Winnipeg, Kanada). 


Dust Devil


Wir bleiben in Gouldings, in der Navaja-Nation. Der Platz ist gepflegt. Bei Einbruch der Dunkelheit kläffen und jaulen alle Hunde des Platzes gleichzeitig los ... (Kojote im Anmarsch?).
Unsere Tour im Monument Valley hatten wir verpasst. Utah ist 1h früher als Arizona, das Monument Valley gehört zu Arizona, doch die Navajos haben die Uhren auf Utah-Zeit. Tja.
Zum Glück lungerten genug fahrbereite Navajos auf dem Parkplatz vor dem View Hotel herum, so bekamen wir eine ganz eigene Tagestour.

Hier ist es zur Abwechslung so, dass man unten ist, und nach oben schaut (bislang war es genau umgekehrt).
Mit einem geländegängigen Auto fährt uns Dan, ein Navajo, durch den Wüstensand, zeigt uns die Berge, lässt uns Fotos machen, das Terrain erkunden, hält sich im Hintergrund. Abermals finden wir es sehr erfrischend, dass keiner vorangeht und redet, sondern Raum lässt das eigene Tempo zu finden.
Gelegentlich pflückt er uns von unscheinbaren Büschen - Blätter die schmecken oder gut riechen. Uns wird nicht langweilig, die Farben der Wüste ändern sich alle naselang. 







Waren die Indianer bislang alle zum scherzen aufgelegt, braucht man auch Dan keine großen Fragen zu stellen. Klapperschlangen? Ja, gibts hier ganz viele, haha!
Sind wir verflucht von Mutter Erde oder sonstwem, wenn wir einen Stein mitnehmen? Verflucht, ja, das seid ihr, haha! Nehmt den Stein doch mit ...

Diese Art zu blödeln, kannte ich bislang nur von Japanern. Und, ach ja: Die Navajo-Times wusste, dass es ein paar fast gleiche Wörter auf japanisch und navajo gibt ...

Nachmittags fahren wir durch das nahe Mystery Valley. Der Boden ist sandiger, nicht jede Steigung gelingt auf Anhieb, mehr Tiere zeigen sich. Erdhörnchen wuseln herum, Eidechsen, Salamander. Viele Hausruinen, in den Berg gesetzt, zeugen von früher Besiedlung. Wie kann man hier leben, Dan? Antilopen! Felszeichnungen belegen, dass es sie hier reichlich geben musste.

Abendessen gab es im The View Hotel, dem Dreh- und Angelpunkt im Navajo-Land. Das heißt so, weil man direkt auf die Monolith-Berge schaut. Hühnchen-Eintopf mit grünem Chilli (eher eine Kartoffelsuppe), mit grünem Brot (=Blaumais).

Nach kurzer Fahrt (alles unter 2h ist für uns kurz geworden) kommen wir zum Natural Bridges NP. Überraschung: der Ranger an der Kasse spricht ein wenig deutsch.
(Nicht nur in Osteuropa, auch hier gilt also: aufpassen was man sagt! Es könnte jemand verstehen ...)
Auch hier hatte Wasser tiefe Rinnen in den Fels geschliffen, und an 3 Stellen Übergänge stehengelassen - natural bridges. Das Flussbett ist heute trocken. 




Newspaper Rock ist ein Abstecher, die Straße führt durch eine Kuhweide (Open Range), Kälber laufen seelenruhig neben der Straße her.
Die Felszeichnungen am Berg zeigen Flughunde, Menschen, Antilopen, uvm. 




In Blanding (Utah) müssen wir tanken. Die erste Tanke hat „derzeit kein Bleifrei“, die zweite sieht für immer geschlossen aus, erst die dritte ist gefüllt, geöffnet und gepflegt. Drinnen gibt es einen Shop, Hot-Dogs zum selber bauen, Imbiss, und Ute-Indianer an der Kasse (nach denen der Staat Utah benannt ist). Die Straße davor sieht nett aus: Holzhäuschen, Bäume im Garten, Gehsteig davor. Auf der verlassenen Seite des Ortes sieht es abgerockt aus.

Wir rollern weiter nach Moab (Utah), durch weites, weites Land, kaum besiedelt. Mit knapp 5.000 Einw. ist es das Zentrum der Gegend.
Dort ist Sause, dieses Wochenende treffen sich die Hot Rods. Im (einzigen) Supermarkt (Schusswaffen verboten) decken sich die Fahrer ein, der Parkplatz wird zur Augenweide. Wir fahren die zweispurige Hauptstraße auf und ab, mangels Wendemöglichkeit für unser „Schiff“, und um uns umzusehen. Neben der Straße sitzen Leute auf Klappstühlen oder Ladeflächen, um Hot Rods zu kucken, die auf und ab fahren. Kinder halten Daumen raus (um mitfahren zu dürfen?). Wir winken, sie freuen sich.



Um 7:00 Früh sind wir „nebenan“ im Arches NP. Es ist noch angenehm ruhig und kühl. Bögen aus rotem Sandstein stehen in der Bergwelt. Anstatt sie alle abzuklappern, ziehen wir es vor, die Natur auf uns wirken zu lassen. Denn wunderschön ist es an jeder Ecke.
Gegen Mittag wird es voll und heiß.
Und egal wie man es macht - man ist immer unpassend gekleidet. Das Prinzip „Zwiebel“ ist das einzig brauchbare, also viele Schichten übereinander, die man ablegen und wieder anziehen kann.



Hinter Moab ist Wüste bzw. Halbwüste, roter und gelber Sand, Büsche, Berge, Wind und grelles Licht. Trockene Büschel rollen über die Straße.



In Hanksville tanken wir wieder, einem kleinen Ort an einer Kreuzung. Die Tanks stehen hinter dem Parkplatz senkrecht (statt unterirdisch). Hier gibt es Getränke und Sandwiches, und hinter dem Schrottplatz ist schon wieder die San-Rafael-Wüste.

Der Weg führt uns zwangsläufig durch den Capitol Reef NP (freier Eintritt). Rote und gelbe Berge ragen auf, die Straße folgt einem Fluß, der helle, grüne Bäume versorgt. Man kann nicht anders als aussteigen und knipsen, es ist einfach traumhaft schön!


Dann fahren wir den H‘way 12 über die Berge. Erst wird es grüner, geht durch Wald. Allmählich werden die Tannen weniger, alle Laubbäume sind noch kahl, Schneereste liegen herum, wir sind auf 3.000 m.
Doch es geht auch wieder runter, wird grüner und wärmer. Es ist der „Highway without U-Turns“, links und rechts der Straße geht es steil runter.

höher und noch höher ... 

auf 3.000m Höhe

In Escalante gibt es den kleinen State Park „Escalante Petrified Forest“. Ein Wanderpfad den Berg hoch, ca. 1h Rundtour, versteinerte Bäume liegen zuhauf herum. Wasser sickerte ins Holz und mineralisierte die Bäume. Vielen sieht man ihr früheres Leben noch an, andere schimmern in Regenbogenfarben. 



versteinerter Baum

schwer wie Stein, hart wie Stein

Das Postamt von Henrieville (Schusswaffen verboten) hat zur Abwechslung auf als wir kommen. Es ist eher zum verweilen als zur Hektik, ein weißer Holzstuhl am Fenster als Warteplatz, ein Schwatz unter Nachbarn, oh, Kundschaft. Post nach Deutschland? Kommt ihr dort her? Deshalb seid ihr so groß, ich habe auch Wurzeln dort, genauso groß ... 




zu verkaufen

Am Bryce Canyon sind die Aussichtspunkte „wie gehabt“. Man steht oben und schaut runter. Im „Amphitheater“ stehen ganz viele rote und gelbe Felsspitzen, sog. Hoodoos - bei richtigem Sonnenstand atemberaubend beleuchtet, aber immer wunderschön.
Wir wandern, wie hier üblich, erst hinab, dann wieder hoch. Im Morgenlicht sind die Farben toll und die Bergwelt schön ruhig. Rehe kommen vorbei, Eichhörnchen sind neugierig. Trotz Sonne ist es kühl und sehr windig.




Als wir an einem Felsen vorbeigehen, neben einem (leeren) Bach und Tannen, fühlt es sich alpin an. So ist es ja auch, auf 2.500 Höhenmetern, nur dass die Felsen rot sind.

In der Nacht bewähren sich unsere Käufe, reichen aber nicht aus. Ein Auto isoliert eben nicht optimal ... Das Wasser im Schlauch ist gefroren, verzögert unsere Abfahrt. Der Tiefstwert der Nacht: -9°C (ja: mit Minus vorne).

Durch grüne und schöne Bergwelt schlängelt sich die Straße auf und ab. Wir nehmen den Interstate 15, und der geht fast nur noch bergab. Süd-Utah schickt uns Classic-Rock ins Radio, in Arizona ist die Straße durch trockene Berge gefräst, dann sind wir „unten“. An 1 Vormittag haben wir fast 2.000 Höhenmeter überwunden, sind in einer Wüste, bei knapp 30°C.


irgendwo in Utah

Ab der Staatsgrenze von Nevada stehen Casinos und riesige Hotelkomplexe neben der Straße. Auf der Latino-Welle aus Las Vegas ist Stimmung wie in Mexiko angesagt (ausser ein paar Namen und Adressen in der Werbung ist da nix englisch). Ey karamba!

Wir übernachten im Valley of Fire. Rote Felsen in der Wüste, trockene Bachläufe, Felszeichnungen, viele Büsche, Blumen (!), Kakteen, Eidechsen, und warmer, trockener Wind, unter einer brütenden Sonne.
Die Abendstimmung ist magisch - am Horizont schimmern noch Berge herüber, Sterne ziehen auf, eine Fledermaus flattert umher, bei fast vollständiger Stille, die keiner zu durchbrechen wagt.





Am Morgen ist nicht viel mit Morgengrauen - ab 6:00 Früh knallt die Sonne rein und der Tag beginnt. Bis 9:00 ist das WoMo geputzt. Unsere Latino-Freunde sind noch verpennt, spielen nur schmalzige Musik ohne Ansagen.

Hier ist Moapa Indianer-Reservat. Vor dem Interstate tanken wir. Die Tanke besteht irgendwie aus 2 Tankstellen, und einem großen Shop (für mich ein echtes Highlight).
An der Kasse hocken 2 wortkarge Ureinwohner-Rocker, der Hardrock tönt im ganzen Laden. Das Erste das man sieht, ist eine Wand aus Spiritousen, übergehend in Wein und Bier. Für Biker gibt es alle möglichen Utensilien - und ums Eck kommt das Feuerwerk (für das am Display der Zapfsäule schon geworben wird).
Da Feuerwerk zu Sylvester unüblich ist, müssen wohl Geburtstage oder Gartenparties herhalten. Doch man muss sich echt Mühe geben, das alles zu verpulvern.
(Anm. d. Verf.: auf Indianer-Land gelten oft andere Verkaufsgesetze, also nutzen sie Marktlücken).

Auf dem Interstate fahren Trucks mit 2 und auch 3 Anhängern. Eine halbe Stunde später sind wir wieder in Las Vegas, schließen den Kreis und schaffen große Harmonie (wie in Asien, hat auch hier der Kreis bei den First Nations große Bedeutung, als vollkommene Form).

Mittendrin statt nur dabei

Cool und mit Sonnenbrille auf schlendern wir auf Walkways durch sämtliche Casino-Hotels, ignorieren die Abgestürzten auf (nicht unter) den Brücken („brauche Geld für Bier“, „Aliens took my weed“, etc.).
Eine Rolltreppe führt über die Rialtobrücke ins „Venetian“, in einem Rutsch hoch, gerade, runter - der Brückenform folgend. Es geht direkt in den Dogenpalast (neben dem Markusturm), der Stil wird innen gehalten. Unter einer Decke mit (gerahmten) Renaissance-Malereien kauft man ein, im 3. Stock fahren Gondeln auf dem Kanal.

Zum Sonnenuntergang sind wir am Stratosphere-Tower (genauer: dem Turm des Stratosphere Casino-Hotels). Der Lift (18,-$) fährt zuerst 1 Stockwerk hoch, damit darunter Leute in den „Doppeldecker-Lift“ steigen können. Dann geht‘s hoch in den 108. Stock, die Lift-Lady macht Stimmung.

Oben kann man sitzen und schauen, in den Wagen einer Achterbahn steigen (die aber nur noch ein bisschen vor und zurück kippt), oder runterspringen. Ein Mädel springt runter, Zuschauer kreischen und johlen. Mehrere Burschen, in blauen Overalls, stehen an. Man wird zwischen 2 Seilen befestigt und gebremst abgeseilt (trotzdem rasant genug).
Wir schauen zu, wie die Sonne untergeht und die Lichter angehen - der Strip leuchtet und blinkt. Als wir zum Aufzug zurückkehren, steht eine Lady (57) zum Sprung bereit.

Die Fremont-Street ist im alten Zentrum (der 1950er), die Straßen sind enger. Sie wird von einer halbrunden LED-Wand überdacht, auf der regelmäßig eine Lightshow bei voller Lautstärke läuft. Unter der LED-Halbröhre sausen Leute auf einer „Tarzan-Bahn“. Gogo-Dancing auf Tresen oder Spieltischen muss dabei sein. Verkleidete laufen herum, z.B. als altägyptisches Paar.

Das Excalibur

im Venetian: im 3. Stock fahren Gondeln auf dem Kanal (indoor, der Himmel ist gemalt)

Fremont Street: die LED-Wand in action!

Fremont Street: auf der "Tarzan-Bahn" sausen Leute

Auf einer seitlichen Bühne spielen Impulse aus Seattle. Zwar spielen sie „nur“ die Sachen aus dem Radio, aber das mit herzerfrischendem Schwung. Zum Refrain hüpft die ganze Band, der Sänger nutzt den Steg zum Publikum, die Sängerin macht öfters Luftsprünge aus Freude und Überschwang (das hatte ich seit besten Grunge-Zeiten nicht mehr gesehen! Nostalgisch werd`...) Und schon wieder hüpft die ganze Band. Das war für mich persönlich der Las-Vegas-Moment, in dem der Funke übersprang.

Um 6:00 Früh brechen wir auf. Nicht als die Einzigen, die früh zum Flughafen müssen. Andere torkeln noch herum oder kommen gerade heim.

Der Flughafen LasVegas-McCarran ist, laut Wikipedia, einer der 10 größten der Welt (nach Passagieraufkommen), obwohl wir keine großen Flugzeuge sehen. Dafür werden umso mehr kleine „rausgehauen“ (ca. von 6-23 Uhr). Und das geht so: während hinten ein Flugzeug von der Startbahn abhebt, rollt  vorne schon das nächste los (so extrem hatte ich das noch nirgends gesehen).

Und wieder sehen wir 1h lang leeres Land, nur diesmal von oben. Erst in Kalifornien sind die Berge wieder grün.
Am Flughafen von San Francisco („San Fran“) sehen wir eine Wolke in die Bucht kriechen und festhängen, in etwa da wo die Golden Gate Bridge steht, während drumherum Sonne scheint.
Ein 10h Nonstop-Flug bringt uns zurück. Ab dem irischen Luftraum fühle ich mich wieder daheim, in Europa.

Anbei bemerkt:
Die Geschwindigkeit über dem Nordatlantik: 960 km/h (das ist da, wo der Jet-Stream ostwärts bläst, in den sich Flugzeuge gerne hängen).
Ab Irland dreht der Flieger auf Südwest, die Geschwindigkeit sinkt um 100 km/h.

Zuhause regnet es, zum ersten mal seit diesen 2 Wochen.

Wir hoffen, von der entspannten Lebensweise ein Stück hinüber retten zu können.

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Das sind Impulse (aus Seattle):

http://www.youtube.com/watch?v=XenusEmD-0A

Leider sehr geschnitten, man sieht sie gar nicht hüpfen ...

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Musik der „First Nations“:

SIHASIN (in etwa „Hoffnung“) sind Navajo aus Arizona:

http://www.youtube.com/watch?v=j6TYMpxXC2E

http://www.youtube.com/watch?v=VjlObRdqLmc

Bei diesem Interview mit Blackfire (2 der 3 sind von Sihasin) sieht man, dass die Navajo sehr sympathische, angenehme Menschen sind, die lieber mal weniger reden, und sich an kleinen Dingen freuen können.
(Vielleicht haben sie es genau deswegen schwer in unserer expressionistischen Welt?):
http://www.youtube.com/watch?v=Nsh7QwmQ1ac

Und hier der Winter-Tipp vomNavajo-Mann: im ersten Schnee des Winters baden. Das hält warm, den ganzen Winter über:
http://www.youtube.com/watch?v=oE0Ar3ErLV8

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Und das hier lief (u.a.) bei AirCanada: 
Hexadecimal - Nuclear Sub
http://www.youtube.com/watch?v=BQ2uHAC3Xco
  
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Das Buch:
als Kanada-Souvenir nahm ich ein Buch mit. Simone St James lebt in Toronto, ihr 2. Buch war neu erschienen: 

http://www.amazon.de/An-Inquiry-Into-Love-Death/dp/0451239253/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1372078212&sr=8-1&keywords=an+inquiry+into+love+and+death



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Für Selbermacher

So geht Visum:

über ESTA: http://www.esta.us/deutsch.html
beantragen, alle Angaben und Fragen wahrheitsgemäß eintragen. Kreditkarte bereithalten! (muss nicht die eigene sein). Kosten: 14,-$
Die Bestätigung sollte innerhalb 1 Minute kommen.

WICHTIG: unbedingt vorher erledigen, sonst gibt es keine Einreise!
„ist das ein O oder eine 0 in meiner Ausweisnummer?“
eine 0 (Null), denn div. Buchstaben, darunter das O, sind nicht für die Ausweisnummer zugelassen. Das ist eine sinnvolle Regelung, die leider keiner kennt (wir sind selbst drüber gestolpert). Im Zweifel im Rathaus nachfragen.

Wer hier abgelehnt wird: kann aufs Konsulat gehen und das Visum persönlich beantragen.

Einreise:
WICHTIG: beim ersten Eintreffen in den USA muss man einreisen. Das gilt auch und vor allem für UMSTEIGER!
Also: Zwischenlandungen, mit z.B. 1,5h Aufenthalt, werden zum Sprint, da man dazwischen noch EINREISEN muss.
Und das geht so: Schlange stehen (ca. 1h), dann zum Beamten.
Gruppen/Paare: können zusammen bleiben.
ESTA-Bestätigung vorlegen, Reisepass, Adresse der ersten Bleibe, ein bißchen Smalltalk, über „wohin, warum, wie lange“, 4 Finger einer Hand zum scannen, Daumen, Gleiches mit der anderen Hand, Foto, fertig.
Mein Tip: über Toronto einreisen. Es geht weniger zu, und die Kanadier schicken Eilige und Verspätete an der Schlange vorbei. (Aussagen Anderer zufolge in den USA nicht üblich)

So geht tanken:
Kreditkarte in Schlitz, schnell rausziehen, Stutzen abheben, Sorte wählen (z.B. 91 Oktan, denn Bleifrei kommt in 3 versch. Sorten durch 1 gemeinsamen Schlauch), tanken, Beleg/receipt anfordern.
Alternativ: an der Kasse bar und vorab bezahlen.
„Die Zapfsäule will meinen ZIP-Code wissen“: gemeint ist die Postleitzahl. Wenn die Säule weder die deutsche Postleitzahl, noch eine Fantasiezahl akzeptiert: drinnen bar und vorab bezahlen.
„ich muss mein Auto volltanken, vor Rückgabe, keine Ahnung wieviel das kostet“: An der Kasse bar und vorab bezahlen, das Problem schildern bzw. fragen, ob man nicht vertanktes Geld zurück bekommt. War bei uns kein Problem.

Aufgrund wiederholter Unsicherheiten (nicht nur bei uns):

Zum Thema TRINKGELD („Tipping“)
So geht Restaurant:
Was genau ist ein Restaurant?
Man wird an den Platz gebracht, der Kellner stellt sich namentlicnh vor und erkundigt sich alle naselang ob alles OK ist. Dann ist man in einem Restaurant.
Hier erwarten die Kellner Trinkgeld! (= Tip)
Möglichkeit 1: man bekommt einfach die Rechnung. Dann 10-20% als „Tip“ dazugeben.
Möglichkeit 2: bitte an der Kasse zahlen. HIER: die 10-20% „Tip“ für den Kellner in das Büchlein legen! (in dem die Rechnung gebracht wurde). Die Kasse will nur den Rechnungsbetrag.
Möglichkeit 3: man bekommt nur die Rechnung, ohne Büchlein. Dann sollte eine Lücke auf der Rechnung, hinter dem Wort „Tip“ sein, wo man das Trinkgeld eintragen kann. Damit an der Kasse zahlen. Oder an der Kasse sagen, was man inkl. Tip zahlen will („z.B.: we‘d like to pay 30,-$, including tip).
MERKE: immer Kleingeld parat haben (z.B. 1$-Scheine)

Mehr Trinkgeld:
Taxi: 10-15%
im Hotelzimmer: 2,-$ jeden Tag für die Putzfrau auf dem Tisch liegen lassen.
ggf. Kofferträgern etc. etwas geben

So geht Automatik fahren:
linken Fuß gleich wegstellen
mit dem rechten Fuß auf die Bremse = großes Pedal links
Motor an
Hebel auf „D“ (=Drive) stellen
langsam von der Bremse, Auto rollt an
Fuß rüber aufs rechte Pedal = Gas, und Gas geben
stehenbleiben: einfach bremsen, bis das Auto stillsteht. Auto kuppelt von selbst aus.
Abstellen: Hebel auf „P“ =Parking

Bezahlen:
„Die zahlen alles mit Karte, und schauen blöd wenn man mit Bargeld kommt“
Stimmt so nicht.
Zwar war es bislang z.B. im Supermarkt leichter als bei uns mit Karte zu zahlen, aber da haben wir nachgeholt.
Mietauto & Zimmer/Campingplatz: zahlt man üblicherweise mit Karte
Restaurant, Gift-Shop (Souvenirs), Klamotten, Supermarkt, etc.: Karte oder Cash
Taxi, Burger, Getränke, Postkarte, etc. (=Kleinbeträge): zahlt man durchaus bar

Bier & Alkohol in Utah:
Einen Schluck zum Dinner gibt es nur in lizenzierten Restaurants
Wein und Spiritiousen zum Kauf: gibt es nur im Liquer-Store. Deren Dichte in Utah: gering
Bier: darf max. 4% Alk. haben, gibt es in jedem Supermarkt. Entgegen anderer Infos auch sonntags (meine Beobachtung). Viele Mikro-Brauereien, mit leckeren Sorten.
ach ja: Utah ist offiziell kein Mormonen-Staat. Der US-Senat verbot den Namen „Deseret“ (aus dem Buch Mormon) und eine religiöse Staatsführung. Der Name stammt von den Ute-Indianern.

Vorbuchen:
per Internet und Kreditkarte. Wir hatten alle Campgrounds (ausser 1) vorgebucht. Mind. 2x war der Platz ansonsten voll.
Faustregel: beim buchen zahlt man immer an. Das Meiste geht hier per Vorkasse.

Kein Wort zur Kleidung:
wie im Bericht - man ist immer unpassend gekleidet. Temperaturen von Nachtfrost bis 30°C. Starker Wind möglich. Sonnenbrille und Mütze einpacken.

deutsch:
ist gut angesehen. Viele haben deutsche Vorfahren, manche sprechen es sogar. (Laut Wikipedia waren Deutsche mit 30-40% die größte Gruppe der Siedler in den USA, noch vor Iren und Polen).
Unser Input: Bier und Bratwurst (letztere heißt wirklich so, spricht sich in etwa „breddwost“)

Wohin mit den Souvenirs:
Wir hatten alte Klamotten (auch Schuhe) dort aufgetragen und weggeworfen. Schafft Platz im Koffer, für Souvenirs.

ach ja: „Awesome“ heißt „supergut“

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